In Bremerhaven sind drei Wagen des ersten achtteiligen Hochgeschwindigkeitszuges Velaro CN für China verladen worden. Insgesamt hatte die chinesische Bahn im vergangenen Jahr sechzig dieser Züge bei Siemens und seinem chinesischen Partnerunternehmen Tangshan Locomotive & Rolling Stock Works bestellt.
Drei Züge davon werden in Krefeld gefertigt. Zu den Olympischen Spielen im August 2008 sollen bereits fünf Velaro CN im Einsatz sein und die Stadt Peking mit Tianjin an der Küste verbinden.
Innerhalb von drei Stunden wurden die jeweils 40 Tonnen schweren und 25 Meter langen Wagenkästen des ersten Velaro CN auf das Frachtschiff „Gjertrud Maersk“ verladen, das sie über den Seeweg bis nach Tianjin bringen wird. Sechs Wochen dauert diese Reise. Bis die Züge jedoch im regelmäßigen Verkehr auf der Strecke Peking-Tianjin fahren, gilt es noch einige Meilensteine zu erreichen: Ab Frühjahr sollen die ersten Tests stattfinden. Seit dem Projektstart waren weltweit über 900 Siemens-Mitarbeiter direkt in das Projekt involviert. In der Vorwoche war bereits eine chinesische Delegation im Werk Krefeld-Uerdingen zu Besuch, um sich ein Bild des ersten fertiggestellten Zuges zu machen.
Die Züge haben eine Gesamtlänge von 200 Metern. Der CRH 3, wie er in China heißen wird, basiert auf der Siemens-Plattform für Hochgeschwindigkeitszüge Velaro, deren Entwicklung mit dem ICE 3 der Deutschen Bahn begann. Vorteil der Velaro-Plattform ist die Triebzugtechnologie. Bei einem Triebzug sind die Antriebskomponenten und Technikmodule unterflur über den ganzen Zug verteilt angeordnet und nicht wie beim Push-Pull-Konzept allein in zwei Lokomotiven jeweils nur vorne und am Ende des Zuges. Bei gleicher Zuglänge bedeutet das etwa 20 Prozent mehr Raum für Sitzplätze, da statt der Lokomotiven zusätzlich Raum für Fahrgäste bleibt. So finden beispielsweise im chinesischen Velaro CN über 600 Passagiere Platz. Der breitere Wagenkasten erlaubt eine Bestuhlung von fünf nebeneinander liegenden Sitzen in der zweiten Klasse. Außerdem sind die Züge mit einem Bordbistro ausgestattet, an welches sich direkt die erste Klasse anschließt.
Mit einer installierten Antriebsleistung von 8800 Kilowatt ist der Velaro CN für eine betriebliche Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h vorgesehen. Indem 50 Prozent der Achsen direkt angetrieben werden, kann der Zug besser beschleunigen als Lokomotivgezogene Züge. Darüber hinaus ermöglicht dieses Antriebskonzept das Befahren von steileren Streckenabschnitten mit einer Steigung bis zu 40 Promille. Die elektrische Bremse ermöglicht eine Rückspeisung der Bremsenergie in das Netz, was zusätzlich Energie und Kosten spart. Das Sicherheitssystem des Zuges basiert auf dem europäischen ETCS und wurde von Siemens speziell für den chinesischen Verkehr modifiziert.
Die Konstruktions- und Projektierungsarbeiten für den chinesischen Hochgeschwindigkeitszug wurden an den deutschen Siemens-Standorten in Erlangen und Krefeld-Uerdingen durchgeführt. Die Produktion der ersten drei Züge und wichtiger Komponenten erfolgt in Deutschland. Die übrigen Züge werden bei Tangshan Locomotive & Rolling Stock Works in China gebaut, einem Werk der China Northern Locomotive & Rolling Stock Industry (Group) Corporation (CNR). Teil der vertraglichen Vereinbarungen ist der Technologietransfer und die Unterstützung der Zugfertigung. An dem Projekt und am Technologietransfer sind zahlreiche deutsche und europäische Lieferanten für Subsysteme und Komponenten der Hochgeschwindigkeitszüge beteiligt, die ebenfalls mit chinesischen Partnern kooperieren.
Bild: Siemens