Gut jeder zweite Verbraucher würde für umweltfreundlich transportierte Waren einen Aufpreis zahlen. Dabei wäre ein Umweltzuschlag von bis zu fünf Prozent für die meisten akzeptabel, wie aus der Studie „Truck Industry´s Green Challenge“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht.
Als „besonders schadstoffarm“ schätzen die befragten Konsumenten den Transport auf der Schiene ein (86 Prozent), während die Güterbeförderung per Lkw für die überwiegende Mehrheit (83 Prozent) als „eher umweltschädlich“ gilt und sogar kritischer bewertet wird als der Warentransport via Inlandsflug, den 80 Prozent mit negativen Umweltfolgen verbinden. Für die Studie wurden 500 Verbraucher sowie 103 Geschäftsführer und andere Führungskräfte von Speditionen und Fuhrunternehmen befragt.
„Die Ergebnisse sind für die Lkw-Hersteller in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich. Sie machen deutlich, dass sich das negative Umwelt-Image des Lkw trotz großer Fortschritte bei der Emissions- und Lärmreduzierung in den Köpfen festgesetzt hat. Ein Umweltsiegel für schadstoffarme Transporte könnte dazu beitragen, die Diskussion zu versachlichen. Auf der anderen Seite ist es aus Sicht der Transportunternehmen und Lkw-Hersteller ein hoffnungsvolles Zeichen, dass Konsumenten die Investitionen in umweltfreundliche Technologien durch einen Aufpreis mitfinanzieren würden“, kommentiert Harald Kayser, Leiter des Bereichs Automotive bei PwC.
Von den befragten Transportbetrieben ist immerhin jeder zweite davon überzeugt, dass seine Kunden bei der Auftragsvergabe künftig stärker auf Umweltaspekte achten. Diese Ansicht ist insbesondere unter den größeren Unternehmen verbreitet. So glauben 65 Prozent der befragten Führungskräfte von Betrieben mit mehr als 50 Lkw an Wettbewerbsvorteile durch saubere Fahrzeuge, während nur 44 Prozent der Befragten mit einem kleineren Fuhrpark diese Einschätzung teilen.
Große Mehrheit hält Lkw für unverzichtbar
Ungeachtet der überwiegend kritischen Bewertung des Lkw-Verkehrs halten die weitaus meisten Konsumenten den Straßentransport für unverzichtbar. Fast neun von zehn Befragten (86 Prozent) räumen ein, dass diese Transporte die „Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs“ sichern. Knapp 80 Prozent halten die schnelle Güterbeförderung dank des Einsatzes von Lkw für garantiert.
Auf der anderen Seite weisen 70 Prozent der befragten Verbraucher auf Verkehrsprobleme wie Staus und die „Verstopfung“ der Autobahn durch Lkw hin, jeweils 67 Prozent nennen Schadstoff- und Lärmbelästigung als Kehrseiten des Lkw-Transports. Ebenfalls sieben von zehn Befragten glauben, dass es bessere Transportmittel als den Lkw gibt.
Transportbranche rechnet fest mit Kostenanstieg
Nahezu alle (99 Prozent) der befragten Transportunternehmen rechnen in den kommenden vier bis fünf Jahren mit steigenden Transportkosten. Als wichtigste Einflussfaktoren führen sie die voraussichtlich höheren Spritpreise (95 Nennungen) und steigende Personalkosten (72 Nennungen) an. Insgesamt schätzen knapp 70 Prozent der Unternehmen den Kostenanstieg auf 10 bis 30 Prozent. Noch höhere Aufschläge befürchten vor allem Kleinbetriebe, während nur 15 Prozent der größeren Unternehmen mit Preissteigerungen in diesem Ausmaß kalkulieren.
Im Durchschnitt rechnen die Speditionen und Fuhrunternehmen damit, gut die Hälfte des Kostenanstiegs an die Kunden weitergeben zu können. Auch hier sind kleinere Betriebe pessimistischer als größere. Während Firmen mit weniger als 50 Lkw nach eigener Einschätzung nur 48 Prozent ihrer Mehrkosten über höhere Preise ausgleichen können, wollen Betriebe mit größerem Fuhrpark durchschnittlich immerhin 59 Prozent der zusätzlichen Kosten weiterreichen.
Die wichtigsten Maßnahmen zur Kostensenkung sind theoretisch die Anschaffung sparsamerer Lkw (94 Prozent), eine Erhöhung der Auslastung in den einzelnen Fahrzeugen (93 Prozent) sowie Fahrerschulungen für eine besonders Treibstoff sparende Fahrweise (92 Prozent der Befragten). Gefragt nach der Umsetzbarkeit, steht die Fahrerschulung an erster Stelle (88 Prozent), gefolgt von der Neuanschaffung sparsamerer Lkw (80 Prozent). Eine höhere Auslastung glauben jedoch nur 57 Prozent der Unternehmen erreichen zu können.
Verbraucher sehen Lkw-Hersteller in der Pflicht
Aus Sicht der Transportunternehmer ist die Kritik an der Umweltbilanz der Lkw ungerechtfertigt. So werde die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte in Deutschland weit strenger kontrolliert als in anderen Ländern und Regionen. Gut vier von fünf Befragten bewerten das Vorgehen der deutschen Behörden als „eher streng“, während dies im übrigen Westeuropa nur nach Ansicht jedes fünften Unternehmers gilt. In Süd- und Osteuropa sind die Kontrollen nach Erfahrung von über 70 beziehungsweise über 80 Prozent der Befragten sogar nur „mittel“ bis „lasch“.
„Die wahrgenommenen Kontrolldefizite sind als Wettbewerbsverzerrungen nicht nur ein Problem für die Spediteure, sondern auch für die Lkw-Hersteller. Denn Investitionen in umweltfreundliche Technologien rechnen sich nur, wenn eine ausreichende Zahl von Altfahrzeugen schnell durch emissionsarme Lkw ersetzt wird“, kommentiert Felix Kuhnert, Leiter der Automobilberatung bei PwC.
Dennoch wird sich der Trend zu immer schadstoffärmeren Lkw fortsetzen, erwarten die PwC-Experten. Angesichts der voraussichtlich weiter steigenden Treibstoffpreise setzt die Industrie auf eine Verbrauchsreduzierung und alternative Antriebskonzepte, die unmittelbar zu geringeren CO2-Emissionen führen. „Solange sich hier noch keine zukunftsweisende Technologie durchgesetzt hat, sind die Hersteller dabei einem verstärkten technologischen Risiko ausgesetzt. Angesichts der großen Bandbreite an Ansätzen für effiziente Transportlösungen gewinnt für die Hersteller zudem die Entscheidung über das geeignete Produktportfolio zunehmend an Bedeutung“, sagt Harald Kayser.
Selbst im eher unwahrscheinlichen Fall gleich bleibender oder sogar sinkender Dieselpreise dürften der politische und öffentliche Druck das Entwicklungstempo hoch halten. So sehen in Deutschland immerhin sieben von zehn Verbrauchern die Lkw-Industrie in der Pflicht, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu entwickeln und so für niedrigere Emissionen zu sorgen. Zudem gelten in der EU voraussichtlich ab 2013 die erneut verschärften Emissionsvorschriften Euro VI.
Doch auch in den aufstrebenden Wirtschaftsregionen wie China, Indien oder Brasilien werden Umweltauflagen kontinuierlich verschärft. In Metropolen wie Peking beispielsweise gilt für Lkw bereits die Euro-IV-Norm, ab 2011 greift landesweit Euro V. Damit dürften sich die hohen Entwicklungsausgaben europäischer Hersteller, die nicht zuletzt durch Umweltauflagen der EU angestoßen wurden, künftig auch in den Schwellenländern auszahlen.
Die Studie „Truck Industry´s Green Challenge“ können Sie bei unten genanntem Pressekontakt anfordern.
Redaktionshinweis:
Die PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist in Deutschland mit 8.390 Mitarbeitern und einem Umsatzvolumen von rund 1,35 Milliarden Euro eine der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. An 28 Standorten arbeiten Experten für nationale und internationale Mandanten jeder Größe. PwC bietet Dienstleistungen an in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Dienstleistungen (Assurance), Steuerberatung (Tax) sowie in den Bereichen Transaktions-, Prozess- und Krisenberatung (Advisory).