Die Zahl der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen blieb mit 732 (+ 4) im Jahr 2007 auf dem Niveau des historischen Tiefstandes des Vorjahres. Im bundesweiten Vergleich der Flächenländer belegt Nordrhein-Westfalen damit weiter den ersten Platz.
„Unser Konzept gegen Raser, Alkohol am Steuer und Gurtverweigerer bewährt sich. Das konsequente Vorgehen gegen diese Verstöße wirkt“, sagte Innenminister Dr. Ingo Wolf heute (25. Februar) bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz 2007 in Düsseldorf.
Zum Vergleich: 1964, in dem Jahr mit den meisten Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen (4.709) starben täglich 13 Menschen im Straßen-verkehr – 2007 waren es zwei. „Das sind aber immer noch zu viel. Wir geben uns mit dem Erreichten nicht zufrieden. Es bleibt unser Ziel, die Zahl der Verkehrstoten bis zum Jahr 2015 zu halbieren“, erklärte der Innenminister.
Die Verkehrsunfallprävention der Polizei ist neben dem konsequenten Einschreiten bei Verkehrsverstößen wichtiger Bestandteil im Kampf gegen Verkehrsunfälle und deren schweren Folgen. So zeigten die Polizisten landesweit allein in den letzten Monaten Verkehrssündern an mehreren hundert Verkehrskontrollstellen die so genannten Schockvideos.
„Die meisten Autofahrer waren von den Videos beeindruckt und wurden nachdenklich. Viele erkannten dadurch, welche schweren Verletzungen ein Aufprall zur Folge hat, wenn man nicht angeschnallt ist“, berichtete Wolf. „Die Schockvideos wirken, und deshalb setzt die Polizei sie auch in Zukunft weiter gezielt ein.“
Zahl der Unfälle und Verletzten leicht erhöht
Die Polizei wurde zu 572.394 Verkehrsunfällen gerufen. Das sind rund 3 % mehr als 2006. Dabei nahmen die Polizisten Sachverhalte vom kleinen Anstoß auf dem Parkplatz bis zum Unfall mit mehreren Toten auf. Der Anteil der Bagatellunfälle betrug mit 377.594 rund zwei Drittel. Die Zahl der Verletzten stieg um 4 % auf 84.766. Sie liegt damit um rund 10.000 niedriger als im Jahr 2000. In Nordrhein-Westfalen sind rund 11,6 Millionen Fahrzeuge angemeldet, davon 9,9 Millionen Pkw.
Motorradfahrer besonders gefährdet
Sorge bereitet Innenminister Wolf der Anstieg der Zahl der getöteten Motorradfahrer. 125 Motorradfahrer kamen im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind 10 (8,7 %) mehr als 2006. 4.896 wurden verletzt, 361 oder 8 % mehr als im Vorjahr. Die Gruppe der Biker hat damit die höchste Zunahme bei den Verletzten. Allein zum Saisonauftakt im April starben 20 Kradfahrer auf nordrhein-westfälischen Straßen.
„Das Risiko, im Straßenverkehr getötet zu werden, ist für einen Motorradfahrer 18 mal höher, als für einen Autofahrer“, warnte der Innenminister. „Die Polizei empfiehlt jedem Biker zu Beginn der Motorradsaison, sich durch verhaltenes Tempo und zurückhaltende Fahrweise wieder an die besondere Fahrdynamik dieser leistungsstarken Zweiräder zu gewöhnen.“ Spezielle Fahr- und Sicherheitstrainings der Automobilclubs oder der Verkehrswachten seien besonders für Motorrad-Neulinge oder „Wiedereinsteiger“ ratsam. Ein Problem ist, dass Autofahrer die Biker im Straßenverkehr oft übersehen. „Hier ist mehr Aufmerksamkeit nötig“, appellierte Ingo Wolf.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen setzt bei der Bekämpfung von Motorradunfällen auf das Konzept von Aufklärung und Ahndung durch Verkehrskontrollen. Mit modernster Video-Technik ausgestattete Polizeikräder (Provida) nehmen schwere Verkehrsverstöße wie gefährliches Rasen auf Unfallstrecken oder unverantwortliches Überholen in Kurven beweissicher auf. Die Polizisten stellen die Motorradrowdies direkt nach dem Verstoß und weisen ihnen ihr Fehlverhalten per Video nach.
Die wenigsten getöteten Kinder seit 1953
Im letzten Jahr gab es mit 17 im Straßenverkehr getöteten Kindern sieben weniger als 2006. Das ist der niedrigste Stand seit Einführung der Verkehrsunfallstatistik im Jahr 1953. Die Zahl der schwerverletzten Kinder sank um 2,9 % auf 1.382.
Insgesamt wurden 8.441 Kinder verletzt (+ 43). Mehr als 25 Prozent aller im Straßenverkehr verletzten Kinder bis 14 Jahre, nämlich 2.212, verunglückten als Mitfahrer im Auto. Fünf von ihnen starben. „Die Anschnallmoral ist besser geworden. Aber es kommt weiter darauf an, sein Kind richtig zu sichern“, sagte der Minister. Dies sei immer noch bei jedem fünften Kind im Auto nicht der Fall. „Schützen Sie ihr Kind und schnallen Sie es vorschriftsmäßig an“, forderte der Innenminister die Eltern auf.
Junge Fahrer nach wie vor gefährdet
Die Gruppe der „Jungen Fahrer“ (18 bis 24 -Jährige) verursachte mit 21.470 (+ 6 %) fast ein Fünftel der schwereren Unfälle. Nach dem Tiefstwert mit 121 im Vorjahr, starben 2007 mit 136 insgesamt 15 junge Menschen mehr. Die Zahl der Verletzten stieg ebenfalls vom Tiefstwert 14.473 um 588 (4,1 %) auf 15.061.
„Die Polizei kümmert sich weiter intensiv um diese Gruppe der noch unerfahrenen und oftmals risikofreudigen Verkehrsteilnehmer“, erklärte der Minister. „Die Verkehrssicherheitsberater gehen in Schulen, Jugendeinrichtungen oder in Diskotheken, um die jungen Fahrer aufzuklären, wie gefährlich das Rasen oder Alkohol und Drogen am Steuer sowie das Fahren ohne Gurt sind.“
Senioren haben das niedrigste Unfallrisiko
Im vergangenen Jahr starben 184 (+ 7) Senioren im Straßenverkehr, 8.978 (+ 641) wurden verletzt. „Der Anteil der Generation ‚65 Plus’ wird ständig größer und die Menschen bleiben länger mobil. Das führt natürlich auch dazu, dass mehr Senioren an Verkehrsunfällen beteiligt sind“, sagte Minister Wolf. Trotz der gestiegenen Zahlen sind sie die Altersgruppe, die im Straßenverkehr statistisch das niedrigste Unfallrisiko hat. Die Verunglücktenhäufigkeitszahl (Verunglückte pro 100.000 der Altersgruppe) liegt hier bei 258 – bei Kindern liegt sie bei 318.
Landstraßen am gefährlichsten – Mehr Tote in Städten
Einen Anstieg bei den Getöteten gab es innerorts. Hier kamen mit 272 Personen 38 mehr ums Leben als im Jahr 2006. Dies entspricht einer Steigerung von 16,2 %. Trotz weniger Verkehrsunfällen auf den Landstraßen (- 9,6 %) sterben nach wie vor die meisten Menschen außerorts. Damit ist das Risiko auf einer Landstraße ums Leben zu kommen gegenüber dem auf Autobahnen mehr als dreimal so hoch. Hier starben im vergangenen Jahr 108 Menschen, im Vorjahr waren es 107.
Kampf gegen Raser, Gurtmuffel, Alkohol- und Drogensünder
In den letzten fünf Jahren konzentrierte sich die nordrhein-westfälische Polizei wegen der besonderen Gefahren auf die Kontrolle von Rasern und steigerte die Sanktionen gegen zu hohe Geschwindigkeit um 25 %. Der Erfolg: Die Zahl der Verkehrsunfälle mit dieser Ursache sank um 24 % auf 18.834. Im vergangenen Jahr schritten die Polizisten rund 1,58 Millionen Mal gegen zu schnelle Fahrer ein.
Bei zahlreichen landesweit durchgeführten Kontrollen ertappten die Polizisten rund 429.000 Gurtignoranten. Das sind 5,6 % mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig sank erneut die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Personen, die nachweislich nicht angeschnallt waren, von 92 auf 88. Im Jahr 2005 waren es noch 125.
„Das konsequente Einschreiten und der daraus folgende Rückgang von Verkehrsunfällen und Getöteten zeigt, dass die Strategie richtig ist“, sagte Minister Wolf. „Deshalb setzt die Polizei in der Unfallbekämpfung auch künftig drei Schwerpunkte bei den Kontrollen: Tempo, Sicherheitsgurte, Alkohol und Drogen.“