Deloitte-Studie „Remanufactured Auto Parts in Europe“ zeigt signifikantes Marktpotenzial für Auto- und Originalersatzteilhersteller
Die Wiederaufarbeitung von Kfz-Ersatzteilen bietet Auto- und Originalersatzteilherstellern die Möglichkeit, ihre Marktanteile deutlich auszuweiten. Dies ergab eine Befragung von 1.400 Werkstätten, Flottenbetreibern, Wiederaufarbeitern, Händlern und Marktexperten in sieben europäischen Länder für die „Remanufactured Auto Parts in Europe“-Studie von Deloitte.
„Deutschland ist vom harten Wettbewerb der Originalersatzteilhersteller und -zulieferer mit unabhängigen Anbietern geprägt. Kunden legen neben der Verfügbarkeit vor allem Wert auf ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Sie wollen Qualität und Sicherheit zu deutlich niedrigeren Preisen als bei Neuteilen. Aufgearbeitete Ersatzteile aus dem heimischen Markt gelten gegenüber asiatischen Nachbauten als vertrauenswürdig und sind ein gutes Drittel günstiger als fabrikneue Ersatzteile“, kommentiert Ernst Hoffmann, Partner im Bereich Strategy Manufacturing von Deloitte.
Beim Remanufacturing werden Altkomponenten zerlegt, gereinigt, bearbeitet und ersetzt, um wieder neuwertige Teile entstehen zu lassen – dies macht heute zehn bis zwölf Prozent des deutschen Kfz-Ersatzteilmarktes aus. Bei Personenwagen beträgt das Volumen rund fünf Milliarden Euro, aber auch Nutzfahrzeugbetreibern ist das Remanufacturing insbesondere wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses der wiederaufgearbeiteten Teile ein Begriff. Deutschland gilt wie Frankreich und Großbritannien im europäischen Vergleich als entwickelter Markt. Im Unterschied dazu spielen aufgearbeitete Teile in Polen, Italien und der Türkei bisher eine deutlich geringere Rolle.
Entwickelte Märkte bevorzugen Austausch
Der europäische Fahrzeugbestand vor allem in Frankreich und Deutschland altert – entsprechend groß ist der Ersatzteilbedarf. Dabei gehen den OEM (Original Equipment Manufacturers) viele Kunden verloren, da diese bei Schäden aus Kostengründen zu unabhängigen Werkstätten abwandern. Hohe Lohnkosten tragen vielfach dazu bei, dass der Austausch der Reparatur vorgezogen wird. Insbesondere bei älteren Fahrzeugen oder für Nutzfahrzeugbetreiber spielt insbesondere der Preis eine entscheidende Rolle. Die Neuteile von OEM und OES (Original Equipment Suppliers) sind aber oft relativ teuer. Dieses Manko kompensieren wiederaufgearbeitete Teile, zumal sie bei den im Rahmen der Studie ermittelten Kaufkriterien punkten. Die Befragten nannten in diesem Zusammenhang vor allem das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie Qualität, Garantie und Sicherheit. In den reiferen Märkten besteht bereits aufgestaute Nachfrage, da oft nicht genügend wiederaufgearbeitete Teile verfügbar sind. In den weniger entwickelten Märkten ziehen Kunden meist noch Reparaturen vor, da sie Sicherheits- und Qualitätsbedenken haben. Überdies ist die Möglichkeit, zu aufgearbeiteten Teilen zu greifen, in diesen Märkten stark eingeschränkt: In Italien existieren kaum Aufarbeitungsanbieter, in Polen stehen „gebrauchte“ Teile wegen der historischen Mangelwirtschaft nicht im besten Ruf, und in der Türkei ist der Import von wiederaufgearbeiteten Teilen sogar verboten.
Kein Unterschied zu Neuteilen
Industriell aufgearbeitete Kfz-Ersatzteile können den Qualitäts- und Sicherheitsvergleich mit Neuteilen in jeder Hinsicht bestehen. Garantiefragen spielen dabei eine zentrale Rolle: Die besten Anbieter aufgearbeiteter Teile bieten eine Zweijahresgarantie, was der für Neuteile entspricht. Die Marke spielt in Deutschland im Unterschied zu Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien zwar nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings vermittelt sie ein gewisses Vertrauen, was vor allem den OEM und OES zugute kommt. Einen weiteren Vorteil haben die Original-Hersteller durch ihr Know-how und ihre technologische Expertise. Auch aus ökologischer Sicht sind Tauschlösungen sinnvoll, doch laut Umfrage ist der Umweltfaktor noch nicht so bedeutend: Nur Flottenbetreiber legen heute schon Wert darauf, da sie mit steigenden Umweltauflagen rechnen.
OEM führend bei aufgearbeiteten Aggregaten, Unabhängige beim Vertrieb Generell lassen sich aufgearbeitete Ersatzteile in drei Gruppen aufteilen: Aggregate (z.B. Motoren und Getriebe), Komponenten (z.B. Turbolader und Lichtmaschinen) sowie Elektronik (z.B. Telematik und Kontrollinstrumente). Bei den Aggregaten führen die OEM, nahezu alle Fahrzeug- bzw. Motorenhersteller bieten aufgearbeitete Triebwerke. Aufgearbeitete Komponenten werden hingegen bevorzugt von den OES bezogen, da die OEM hier über weniger Know-how verfügen und das Markenprestige nicht so wichtig ist. Am kleinsten ist der wachsende Markt für Elektronik – in der Regel werden diese Teile nicht von den OEM aufgearbeitet, sondern von den OES geliefert.
„Angesichts der starken Position unabhängiger Händler und Werkstätten bietet das Geschäft mit Tauschteilen den OEM die Gelegenheit, ihre eigenen Vertriebskanäle nachhaltig zu stärken“, empfiehlt Dr. Martin Hölz, Consulting Partner und Industry Leader für die Automobilindustrie bei Deloitte. „Insgesamt birgt der Markt insbesondere mit Blick auf Gesamteuropa noch beachtliche Potenziale: In den entwickelten Märkten können sich die Anbieter noch mehr auf die Verfügbarkeit des breiten Teilesortiments fokussieren, während in den weniger entwickelten Märkten noch Überzeugungsarbeit zu Qualität und Sicherheit zu leisten ist. Die deutschen Anbieter besitzen das Know-how und das Vertrauen der Verbraucher – wenn sie dieses gezielt einsetzen, können sie im Ersatzteilmarkt erhebliches Wachstum generieren.“
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Deloitte
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