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VDR richtet sich stärker politisch aus

29 Apr 2015 [11:50h]    

VDR richtet sich stärker politisch aus

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Frühjahrstagung des GeschäftsreiseVerbands stellte politische Themen in den Mittelpunkt. Repräsentanz in Berlin geplant. Schnelle Abschaffung von Kreditkartenzuschlägen gefordert.

Wiesbaden – Der Verband Deutsches Reisemanagement (VDR) hat während der Frühjahrstagung für Geschäftsreise- und Mobilitäts-Management in Wiesbaden die strategische Ausrichtung für die Zukunft vorgestellt: Der deutsche GeschäftsreiseVerband wird sich stärker politisch für eine ganzheitliche Mobilität einsetzen. Dazu wird noch in diesem Jahr eine Repräsentanz in Berlin eröffnet und vor Ort ein politischer Berater engagiert, gleichzeitig wird in Zusammenarbeit mit dem internationalen Verband GBTA die Lobbyarbeit auf europäischer Ebene verstärkt. Dabei liegt der Schwerpunkt außer auf den klassischen Themen der Reisebranche vor allem auf den politischen Themen, die für die ganzheitliche Mobilität der Mitglieder relevant sind.

„Der Verband ist auf einem guten Weg“, sagte VDR-Präsident Dirk Gerdom während der Tagung. „Der VDR steht wirtschaftlich gut da, die Zahl der Mitglieder wächst, und sie kümmern sich mit viel Engagement, Zeit und Kraft um die Themen der Zukunft. Der VDR ist heute innovativer als je zuvor.“ Im Jahr 2014 gewann der VDR rund zehn Prozent neue Mitglieder und zählte zum 31. Dezember insgesamt 547, davon rund zwei Drittel Corporates (Travel Manager aus Unternehmen) und ein Drittel Leistungsträger. Rund ein Zehntel der Mitglieder nutzt das neue Mitgliedsmodell „Premium“.

Die Themen der Frühjahrstagung, die mit mehr als 250 Teilnehmern das konstant hohe Beteiligungsniveau fortsetzte, spiegelten die Ausrichtung des Verbands. Im Vordergrund standen politische Themen mit mehrheitlich hohem Praxisbezug für die reisenden Unternehmen. Einen großen Raum nahm das Thema Interbankenentgelte ein, über die die Europäische Union die Höhe von Kreditkarten-Disagios für Verbraucher senken will. Der VDR rechnet damit, dass die Kreditkartenkosten für Firmenkunden – wie auch für Pivatnutzer – tatsächlich aber steigen, zum Beispiel über Jahresentgelte, und dass Firmenkarten möglicherweise weniger oft akzeptiert werden. Um an anderer Stelle Einsparungen zu erreichen, will der VDR darauf hinarbeiten, dass die geplante Abschaffung von Kreditkartenzuschlägen ebenfalls schnellstmöglich umgesetzt wird. Zu den praktischen Folgerungen, die der Verband seinen Mitgliedern empfiehlt, gehört im Extremfall die völlige Neuordnung des Kreditkartenbereichs in den Unternehmen.

Auch die Sicherheit auf Reisen war ein großes Thema der Frühjahrstagung. Vor dem Hintergrund von Krieg, Terror, Naturkatastrophen und extremem menschlichem Fehlverhaltens sieht VDR-Präsident Dirk Gerdom Freiheit und Sicherheit in Gefahr, die Voraussetzungen für geschäftliche Mobilität sind. „Die Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um die Mitarbeiter zu schützen und auf ihre Reisen vorzubereiten“, sagte er. „Das ist keine Option mehr, sondern ein absolutes Muss.“

Der VDR-Fachausschuss Sicherheit stellte dazu während der Tagung die neue Checkliste Reisesicherheit vor, die als modular aufgebauter Leitfaden den Aufbau einer Sicherheits-Richtlinie oder die Eingliederung von Sicherheitsthemen in Reiserichtlinien unterstützt. „Der Mittelstand, der sich seit Jahren in erheblichem Maß internationalisiert, hat Nachholbedarf, in kleineren Unternehmen ist das Thema Sicherheit fast gar nicht präsent“, sagte Marcus Scholz, Leiter des Fachausschusses. „Dabei lassen sich Minimalstandards bereits mit relativ wenig Geld umsetzen.“ Wie, das zeigt die neue Checkliste.

Auch ein neuer Leitfaden zur Erstellung einer Veranstaltungsrichtlinie wurde während der Tagung vorgestellt, außerdem der neue Leitfaden sowie ein Fragenkatalog für die Ausschreibung von Online Booking Engines.

Drittes großes Thema der VDR-Frühjahrstagung war die Kundenerkennung und die Personalisierung von Angeboten. Professor Dr. Andreas Wilbers (Studiengangsleiter „MBA in Business Travel Management“ an der Hochschule Worms), Daniela Schade (Senior Vice President Sales & Distribution, Revenue Management, Loyalty Central Europe von Accor Hospitality Germany) und Thomas Brandt (Country Sales Manager von Delta Air Lines) zeigten, wie klassisches Ertragsmanagement künftig mit Kundenbindungs-Management verknüpft wird: Preise und Angebotsumfang hängen nicht mehr nur vom Buchungszeitpunkt ab, sondern auch von der Mitgliedschaft im Treueprogramm oder der Buchungshistorie. „Das persönliche Angebot für jede einzelne Anfrage wird kommen“, sagte Daniela Schade. „Das wird auch für Travel Manager und deren Geschäftsreisende sehr interessant – schließlich werden bei Accor fast zwei Drittel der Firmenkunden-Übernachtungen von Mitgliedern unseres Treueprogramms gebucht.“ Andreas Wilbers sieht die Unternehmen im Vorteil, die über die Buchungen steuern können, ob die Mitarbeiter als preis- oder als servicegetriebene Kunden in den Airline-Datenbanken auftauchen.

Wie personalisierte Angebote der Airlines in Zukunft aussehen könnten, zeigte David Friderici von IBS Software Services am Beispiel des kommenden Datenstandards NDC: Darüber werden Airlines dem Markt wesentlich umfangreichere Angebotsinformationen bereitstellen als heute („Rich Content“ einschließlich „Ancillary Services“) und sie viel stärker auf einzelne Kunden zuschneiden. Noch sind die genauen Ausprägungen nicht bekannt – VDR-Vizepräsident Ralph Rettig warnte in der lebhaften Podiumsdiskussion davor, die Innovation zu verteufeln: „Ich sehe Chancen, etwa wenn Reisende mit völlig unterschiedlichen Ansprüchen, beispielsweise Monteure und Vertriebler, automatisch jeweils passende Angebotspakete erhalten.“

Stefan Pichler, Chief Executive Officer von Airberlin, stellte sich in einer schwierigen Unternehmensphase den Fragen des VDR. Die Airline sei auf einem guten Weg und werde 2015 durch die Neuausrichtung des Geschäftsmodells positive Effekte erzielen, so Pichler. Er kündigte an, die Geschäftsreise bei seinem Unternehmen aufzuwerten. Unter anderem überlege er, den Partner Etihad stärker in die Verhandlungen mit Firmenkunden einzubringen. Wachstum sieht er eher auf den Lang- als auf den Europastrecken.

Die vom VDR initiierten Hotel-Zertifizierungen stehen erfolgreich da. Im Jahr 2014 wurden die Kriterien unter Beteiligung von rund 200 VDR-Mitgliedern überarbeitet und aktualisiert. Im selben Jahr unterzogen sich 440 Hotels insgesamt 648 Zertifizierungen. Gegenwärtig zählt Till Runte, Geschäftsführer der Certified GmbH & Co. KG, 620 „Certified Business Hotels“ und „Certified Conference Hotels“, 114 „Certified Green Hotels“, 35 „Certified Serviced Apartments“ (erst 2014 eingeführt), vier „Certified Conference Ships“ und eine „Certified Event Location“.

Die Herbsttagung 2015 für Geschäftsreise- und Mobilitäts-Management ist gemeinsam mit der GBTA Europe für den 9., 10. und 11. November 2015 in Frankfurt am Main geplant.

Foto: Carstino Delmonte






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