Mit 65 Punkten auf dem Konto reist Christopher Haase (19) als Spitzenreiter des ADAC GT Masters am Wochenende (15./16. September) an den Sachsenring. 19 Punkte beträgt der Vorsprung des Lamborghini-Gallardo-Piloten aus Kirchleus in Oberfranken auf die Verfolger Peter Kox/Albert von Thurn und Taxis, seine beiden Marken- und auch Team-Kollegen (Reiter Engineering).
Haase sitzt in der Klemme. Er weiß nicht, ob er auf Sieg fahren oder besser nur taktieren soll, um den Titel schon vorzeitig zu sichern. Insgesamt vier Rennen stehen noch in dieser Saison auf dem Programm. Dabei sind maximal 40 Punkte zu gewinnen.
„Mein Vorsprung in der Tabelle ist ja recht ordentlich. Da könnte ich es mir leisten, auch mal im Hinblick auf den Titel zurückzustecken und zu taktieren. Aber das widerstrebt mir. Ich fahre Rennen, um zu gewinnen“, zeigt Haase sein Dilemma auf. Seine Aussage demonstriert aber auch, über welch ein Selbstbewusstsein der Youngster inzwischen verfügt. Stark gemacht hat ihn diesbezüglich vor allem das letzte Rennen in Zolder. „Da habe ich, obwohl ich durch eine Grippe gehandicapt war, erstmals die absolute Trainingsbestzeit erzielt. Das hat mir sehr gefallen“, ist Christoph zu Recht stolz auf sich. Schließlich hat er damit Motorsport-Kaliber von Schlage eines Peter Kox oder auch Formel-1-Pilot Jan Lammers hinter sich gelassen.
Die Entwicklung des erst 19 Jahre alten Reiter-Piloten ist wirklich erstaunlich. Vor einem Jahr debütierte er erfolgreich als Rennfahrer im ADAC-Dacia-Logan-Cup mit einem 90-PS-Auto. Nun sitzt Haase in einem 520-PS-Brummer, fährt, als hätte er nie etwas anderes getan, und steht kurz vor dem Titelgewinn der ADAC GT Masters. „Es ist alles wie ein Märchen, unglaublich“, staunt der Kfz-Mechaniker über sich selbst. Sicher ein Erfolgsgeheimnis von ihm: Seinen Lamborghini bereitet er immer höchstpersönlich auf die Rennen vor. „Da kenne ich inzwischen jede Schraube. Bei den Rennen lerne ich aber immer noch sehr viel, und meine Teamkollegen helfen mir dabei“ gesteht er.
Kein Geringer als Albert von Thurn und Taxis möchte Haase am Sachsenring das Leben jedoch so schwer wie möglich machen. Der Fürstenspross aus Regensburg hofft, dass Fürstin Gloria wieder anwesend sein wird. „Meine Mutter ist ein guter Glückbringer“ verrät der 24-jährige Volkswirtschaft- und Theologie-Student. Immer wenn sie da war, gab es Sieger-Champagner. Albert gewann in Oschersleben und auf dem EuroSpeedway Lausitz. Nicht gerade optimistisch schätzt von Thurn und Taxis aber seine Titelchancen ein: „Der Abstand auf Haase ist wohl schon zu groß. Mein Ziel ist es, Platz zwei zu erreichen.“ Das wird kein Kinderspiel. Mit Wolfgang Kaufmann/Alexander van der Lof (D/NL) sowie dem ehemaligen Formel-1-Piloten aus Italien Gianni Morbidelli sitzen ihm gleich drei Konkurrenten im Nacken. Ihr Rückstand beträgt gerade mal ein Pünktchen.