Berufe erleben, bevor die Ausbildung beginnt und schon mal probieren, was später den Reiz am Job ausmacht: Praktika in Unternehmen wie Volkswagen stehen bei den Schülern hoch im Kurs.
In Wolfsburg haben sich 15 Schulen entschieden, dabei das Schüler-Profil-Card-System zu nutzen. Hier dokumentiert jeder Praktikant seine Stärken, Schwächen und Entwicklungen in einer eigenen Mappe. Diese Einschätzung leitet er aus den Bewertungen der Lehrer, Praktikumsbetreuer und einer Selbstbeurteilung ab.
Bei Volkswagen in Wolfsburg absolvierten seit Schuljahresbeginn im September mehr als 70 Haupt- und Realschüler sowie Gymnasiasten ein- bis dreiwöchige Betriebspraktika. Bis Mitte 2009 stehen insgesamt 200 Plätze zur Verfügung. Die Einsatzbereiche sind vielfältig. Werkzeugbau und Service Factory gehören ebenso dazu wie Vertrieb, Logistik und Coaching. In den Praktika machen sich die Jugendlichen und Europas führender Autohersteller miteinander bekannt. „Frühzeitig erleben die Mädchen und Jungen verschiedenste Berufsbilder – und wir lernen mögliche Bewerber für die Ausbildungsplätze kennen“, sagt Christoph Görtz, im Personalwesen für Ausbildung und Schülerpraktika zuständig.
Damit die Jugendlichen den richtigen Beruf wählen können, müssen ihnen die eigenen Interessen und Fähigkeiten bewusst werden. Hierbei unterstützt das 2003 von Wirtschaft, Schulen und Stadtverwaltung in Wolfsburg initiierte Schüler-Profil-Card-System. Jeder Praktikant erhält von seiner Schule, die das System nutzt, eine Mappe. Darin sammelt er die Beurteilungen von Lehrern und Praktikumsbetrieben sowie seine Selbsteinschätzung. Aufgabe im Unterricht ist es dann, aus diesen Bewertungen ein Stärken-Schwächen-Profil zu entwickeln. Görtz: „Das fördert das Selbstbewusstsein der Jugendlichen, weil die eigenen Stärken bestätigt werden. Gleichzeitig erhalten sie rechtzeitig vor der Berufswahl die Chance, ihre Schwächen zu erkennen und abzubauen.“
Jolanthe Grzeschik, die das Schüler-Profil-Card-System für alle beteiligten Projektpartner koordiniert, berichtet: „Im vergangenen Schuljahr hat dieses Instrument rund 1700 Mädchen und Jungen aus 15 Wolfsburger Schulen bei ihren Betriebspraktika begleitet und wertvolle Einschätzungen für die Berufwahl gegeben – Tendenz steigend.“ Die Dokumentationsmappe könne auch als Anlage zur Bewerbung verwendet werden, um den Betrieben neben Lebenslauf und Zeugnisnoten zusätzliche Informationen zu geben.
Gerardo Scarpino, Vorsitzender des Bildungsausschusses bei Volkswagen, betont: „Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der Schüler-Profil-Card würden wir es sehr begrüßen, wenn sich künftig alle Schulen an diesem Programm beteiligen. Wir sagen aber auch ganz klar, dass dem einzelnen Bewerber keine Nachteile entstehen, wenn er nicht am Schüler-Profil-Card-Programm teilnehmen kann.“
Das Programm etabliert sich als zuverlässiger Wegweiser für den Einstieg in das Berufsleben. Das ergaben Befragungen bei Praktikanten und ihren Schulen sowie bei der Stadt Wolfsburg, dem Bildungszentrum Wolfsburg, bei Volkswagen und weiteren Unternehmen: Nahezu alle Beteiligten äußerten sich positiv. Deshalb stellt die Projektgruppe das Schüler-Profil-Card-System jetzt in Braunschweig, Salzgitter, Gifhorn und Helmstedt vor; auch an eine darüber hinaus gehende Verbreitung ist gedacht.
Zum System gehört neben der individuellen Dokumentationsmappe die Datenbank www.die-praktikumsboerse-wolfsburg.de. Sie bietet für Schülerpraktika pro Jahr mehr als 3000 Plätze in 100 Berufen an. Außerdem können sich hier Schüler, Eltern, Lehrer und Betriebe zum Thema Praktikum und Berufswahl informieren.
Bild: Volkswagen