„Ein bisschen kribbelig war ich schon“, gesteht Björn Liedtke. Der 25-jährige Lübecker hat gerade als Beifahrer in einer Sattelzugmaschine eine Demonstration des neuen Notbremsassistenten erlebt. Er musste hilflos mit ansehen, wie sein Fahrer untätig auf ein Hindernis zufuhr.
Plötzlich, wie von Geisterhand, wurde gebremst. Zentimeter vor dem Hindernis kam das Fahrzeug zum Stehen. Der junge Mann, der beruflich große Arbeitsbühnen mit dem Lkw transportiert, ist beeindruckt. „Dieses System wird ganz sicher viele Auffahrunfälle verhindern.“
Die Demonstration des Notbremssystems ist eines der Highlights auf der Innovationsbühne auf der 62. IAA Nutzfahrzeuge in Hannover. In täglich 20 Vorführungen wird Messebesuchern High Tech aus der Welt des Nutzfahrzeugs praxisnah und zum Mitmachen präsentiert. Die beiden Moderatoren Detlev Krill und Andreas Mischorr, hauptberuflich als Fahrertrainer tätig, verstehen ihr Fach aus dem Effeff und können sich auch in die Situation von Fahrern hineinversetzen, etwa wenn es um das Thema Ladungssicherheit geht: „Stellen wir uns vor, es war ein stressiger Tag. Völlig genervt kommen wir auf den Hof und hören dann, dass wir noch mal eben einen Behälter ausliefern sollen.“ In diesem Moment befährt ein Kipper das Demogelände und legt aus eigentlich „harmlosen“ 30 km/h direkt vor der Zuschauertribüne eine Vollbremsung hin. Zuschauer zucken zusammen. Der Behälter rutscht und kracht in die Ketten, die glücklicherweise noch soeben Halt geben. Das war knapp. Die Aktion wird mit einer aktivierten Containerverriegelung wiederholt. Der Behälter rührt sich keinen Millimeter.
„Starke Technik für starke Typen“, „Innovationsmeister Nutzfahrzeug“ oder „Klein und oho: Transporter – sicher, wirtschaftlich, dynamisch“ lauten die Themen auf der Innovationsbühne, die vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veranstaltet wird. Es geht vor allem um Sicherheit, aber auch um Komfort und Wirtschaftlichkeit. So wird etwa ein neues Hydraulic-Hybrid-System vorgeführt, das sich zurzeit in einem kommunalen Entsorgungsfahrzeug in Berlin im Praxistest befindet. Das Prinzip: Energie, die beim Bremsen entsteht, wird gespeichert und für den Anfahrvorgang genutzt. Das System soll bis zu 25 Prozent Energie einsparen und sich angesichts hoher Spritpreise bereits binnen eines Jahres amortisieren.
Spektakuläre Vorführungen wie etwa der Kipptest mit einem Gliedertankzug erfordern großes fahrerisches Können. Insgesamt 25 Fahrer sind auf der Innovationsbühne im Einsatz, echte Profis wie Fahrlehrer, Fahrertrainer oder Mitarbeiter aus Entwicklungsabteilungen der Hersteller. Bei dem Gliedertankzug handelt es sich um den modernsten Schulungstruck Europas. Er kann verschiedene Ladungszustände simulieren und verfügt natürlich über modernste Sicherheitstechnik. Mit aktiviertem RSS (Roll Stability Support) fährt er die nächste Runde. Und siehe da: Alle Räder behalten Bodenkontakt.