Staatsministerin Kühne-Hörmann: Eines der bedeutendsten spät-ottonischen Bauwerke in Nordhessen für die Zukunft bewahren
Wiesbaden / Kaufungen – Mit insgesamt 178.000 Euro beteiligt sich das Land in diesem Jahr an der Sanierung der Stiftskirche Oberkaufungen, die zu den markanten Wahrzeichen der nordhessischen Denkmal- und Kulturlandschaft zählt: 150.000 Euro fließen in die Instandsetzung des Turmdachs; 28.000 Euro werden für Mehrkosten der Schwammsanierung aufgewendet. Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann hat heute gemeinsam mit dem Präsidenten des Landesamts für Denkmalpflege, Prof. Dr. Gerd Weiß, die beiden Bewilligungsbescheide an die Dekanin Carmen Jelinek übergeben. „Wir sind stolz darauf, dazu beitragen zu können, dass die Stiftskirche als eines der bedeutendsten spät-ottonischen Bauwerke in Nordhessen für die Zukunft bewahrt werden kann. Ihr Erhalt sichert die touristische und kulturelle Bedeutung Nordhessens“, sagte die Ministerin in der Renterei des Ritterschaftlichen Stifts.
Als evangelische Stadtkirche ist die ehemalige Stiftskirche Zum Heiligen Kreuz noch immer lebendiger Mittelpunkt von Oberkaufungen und der Region. Aus Mitteln des Landesamts für Denkmalpflege wurden Erhaltungsmaßnahmen an der Stiftskirche von 2004 bis 2010 schon mit insgesamt knapp 610.000 Euro gefördert. Aufgrund seines besonderen historischen und baugeschichtlichen Werts wurde das Gotteshaus 2008 als Denkmal von nationaler kultureller Bedeutung eingestuft. Seither teilen sich das Land, der Bund und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck die Kosten der Sanierung.
Bereits 2007 fanden grundlegende Voruntersuchungen für die Sanierung statt. Dabei zeigte sich, dass neben Maßnahmen an den Außenwänden besonders die hölzernen Dachwerke und die Dacheindeckung dringend instandgesetzt werden mussten. In den ersten drei Bauabschnitten wurden das Mauerwerk und die Dächer im Chorbereich saniert sowie die Dachwerke über den Seitenschiffen repariert. Dabei musste eine aufwändige Hausschwammbekämpfung mit Heißluftverfahren vorgenommen werden.
2011 steht nun die Instandsetzung des Turmdachs auf dem Plan. Neben der Reparatur des Dachwerks muss hier vor allem die Konstruktion ertüchtigt werden. Anschließend erfolgt die Wiedereindeckung mit Sandsteinplatten, einem regionaltypischen historischen Material, das heute kaum mehr verfügbar ist. „Es ist uns deshalb besonders wichtig, eines der letzten Zeugnisse dieser Bautechnik wieder herzustellen“, hob Prof. Weiß hervor.
Zur kunsthistorischen Bedeutung des Bauwerks sagte er: „Äußerlich ist die Kirche völlig schmucklos. Ihre Wirkung geht von den kompakten kubischen Formen des aufgehenden Mauerwerks aus. Sie lassen den kreuzförmigen Grundriss erkennen und vermitteln den Eindruck großer Geschlossenheit. Bemerkenswert ist das mächtige Westwerk mit der ehemaligen Eingangshalle und der darüber liegenden, 1938 wieder freigelegten Kaiserempore mit ihren ungewöhnlich schlanken Säulen.“ An den Wänden und Pfeilern der Kirche befinden sich Fresken aus dem 15. Jahrhundert, darunter eine die ganze nördliche Querschiffswand überspannende Darstellung des Zugs der Heiligen Drei Könige von der Burg des Herodes zum Stall von Bethlehem.
Das Benediktinerinnen-Reichsstift in Oberkaufungen wurde 1017 gegründet. Grundlage der Bauten bildete eine zwischen 1008 und 1011 errichtete Kaiserpfalz. Die Stiftskirche Zum Heiligen Kreuz wurde 1025 geweiht. An die ursprünglich flach gedeckte Basilika über kreuzförmigem Grundriss schloss sich im Osten ein rechteckiger Chor mit Apsis an. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde ein großangelegter Umbau zur Hallenkirche begonnen, und in den folgenden 200 Jahren fanden zahlreiche weitere Veränderungen statt. Mit der Reformation unter Landgraf Philipp dem Großmütigen von Hessen wurde das Stift 1527 aufgehoben. Als eine der ältesten hessischen Stiftungen fördert das Ritterschaftliche Stift heute neben der Erhaltung der Stiftsgebäude und der Stiftskirche vor allem