Citymaut bringt Zweiklassengesellschaft
ADAC: EU soll Miteinander verschiedener Arten von Mobilität fördern
Der ADAC lehnt die von der EU-Kommission vorgeschlagene Einführung einer Citymaut in Deutschland kategorisch ab. Nach Ansicht des Clubs führt eine Straßenbenutzungsgebühr in Städten zu einer Verteuerung der Mobilität und damit zu einer Zweiklassengesellschaft. Autofahrer mit geringerem Einkommen, die sich eine zusätzliche Gebühr nicht leisten können, würden dadurch benachteiligt. „Auch aus ökologischer und verkehrlicher Sicht ist eine Citymaut sinnlos“, so ADAC-Vizepräsident für Verkehr, Ulrich Klaus Becker anlässlich einer Diskussionsveranstaltung des Deutschen Verkehrsforums zum Grünbuch Stadtverkehr. „Allein schon aufgrund der räumlichen Beschränkung auf die Innenstadt sind von derart restriktiven Maßnahmen keine positiven Auswirkungen auf die gesamtstädtische Verkehrs- und Umweltbilanz zu erwarten“, so Becker weiter.
Laut ADAC ist die EU für städtische Verkehrsprobleme überhaupt nicht zuständig. Zudem ist die Verkehrssituation in den europäischen Städten viel zu unterschiedlich, als dass Standardempfehlungen ausgesprochen werden könnten. Anstatt Vorgaben für verkehrsbeschränkende Maßnahmen wie beispielsweise Mautkonzepte zu liefern, sollte die EU nach Ansicht des Clubs steuerliche Anreize für die Nutzung umweltfreundlicher Fahrzeuge und Verkehrsmittel liefern oder gute Praxisbeispiele publik machen. Ebenso könnten Forschungsprogramme zum Stadtverkehr unterstützt oder Kampagnen für eine verträgliche Mobilität durchgeführt werden.
Vorrang sollten pragmatische, lokale Lösungen haben. Erfolg versprechend sind laut ADAC grundsätzlich Maßnahmen, die den Verkehr flüssiger gestalten und entlasten. Dazu zählen beispielsweise optimierte Verkehrssteuerungssysteme und ein modernes Parkraummanagement. Auch ein leistungsfähiger ÖPNV sowie attraktive Rad- und Fußwege können entscheidend zur Entlastung beitragen.
„Innenstädte müssen mit dem eigenen Pkw erreichbar bleiben – und zwar zu vertretbaren Preisen“, so ADAC-Vizepräsident Becker. „Eine Stadt lebt erst durch das enge Miteinander verschiedener Arten von Mobilität. Ein möglichst verträglich gestalteter Kfz-Verkehr gehört in jedem Fall dazu.“