Umsatz, Gewinn und Verkehrsleistung steigen im dritten Jahr in Folge / Mehdorn: „Um erfolgreichen Weg weiterzugehen, brauchen wir in den nächsten Wochen eine positive Entscheidung zur Teilprivatisierung“
Die Deutsche Bahn AG hat 2007 im dritten Jahr in Folge Umsatz, Verkehrsleistung und Gewinn gesteigert. Gleichzeitig konnte das Unternehmen seine Schulden um über drei Milliarden Euro abbauen. Diese anhaltend erfolgreiche Geschäftsentwicklung wurde eingetrübt durch Arbeitskämpfe und monatelange Streikdrohungen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Die nunmehr vereinbarten zweistelligen Lohnerhöhungen sind eine erhebliche Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit der DB AG. Der Konzern wird daher in den nächsten Monaten mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen gegensteuern, um auch in den kommenden Jahren wie geplant den positiven Trend fortsetzen zu können. Nicht nur der Regionalverkehr in Deutschland ist hart umkämpft, und die DB AG muss sich hier gegen bereits börsennotierte Unternehmen behaupten.
DB-Vorstandsvorsitzender Hartmut Mehdorn sagte zu den Geschäftszahlen des Jahres 2007 gestern in Berlin: „Unsere Strategie erweist sich als richtig. Die Deutsche Bahn ist fit für die Herausforderungen zuhause und in Europa. Um diesen Weg auch weltweit konsequent weiterzugehen, brauchen wir in den nächsten Wochen eine positive Entscheidung über die Teilprivatisierung. Der Verkehrsmarkt in Europa ist in einem rasanten Umbruch. Die DB AG muss jetzt ihre Chancen nutzen können. Dafür benötigt sie zusätzliches Kapital. Auch dem Bund würde zeitnah die Möglichkeit eröffnet, dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen mit den Erlösen aus einer Teilprivatisierung zu finanzieren.“
Die finanziellen Kennziffern entwickelten sich durchweg positiv. Der Umsatz stieg um 1,26 Milliarden Euro bzw. 4,2 Prozent auf 31,31 (Vorjahr: 30,05) Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT, Earnings before Interest and Taxes) erhöhte sich ohne Sondereffekte um 10,6 Prozent oder 227 Millionen Euro auf 2,37 (2,14) Milliarden Euro. Mit Sondereffekten verbesserte sich das EBIT um 16,9 Prozent oder 418 Millionen Euro auf 2,89 (2,47) Milliarden Euro. Das Jahresergebnis erreichte 1,716 (1,68) Milliarden Euro, was einem Plus von 2,1 Prozent oder 36 Millionen Euro entsprach. Die Netto-Finanzschulden reduzierten sich um 3,07 Milliarden Euro oder 15,7 Prozent auf 16,51 (19,59) Milliarden Euro. Auf unverändert hohem Niveau bewegten sich mit 6,32 (6,58) Milliarden Euro die Brutto-Investitionen. Damit war der DB-Konzern auch im Jahr 2007 wiederum einer der größten Investoren in Deutschland. Der ROCE (Return on Capital Employed) stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 8,7 (7,5) Prozent. Finanzvorstand Diethelm Sack: „ Unsere Finanzkraft hat sich erneut deutlich verbessert. Damit liegen wir voll im Plan.“
Verkehrsleistung nimmt weiter zu
Anhaltend erfreulich entwickelte sich die Verkehrsleistung des Unternehmens. Nach dem außergewöhnlichen Rekordjahr 2006 konnte der DB-Schienengüterverkehr seine Verkehrsleistung erneut verbessern – und zwar um 2,5 Prozent oder 2,4 Milliarden Tonnenkilometer (tkm) auf 98,79 (96,39) Milliarden tkm. Trotz der erheblichen Beeinträchtigungen durch den Tarifkonflikt mit der GDL stabilisierte der Schienenpersonenverkehr seine Verkehrsleistung mit 74,79 Milliarden Personenkilometern (Pkm) auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zahl der Reisenden lag im ersten Halbjahr trotz des Fehlens einer Großveranstaltung wie der Fussball-WM 2006 deutlich über den Vorjahreswerten. Bedingt durch monatelange Streikdrohungen und damit einhergehend einer Verunsicherung der Kunden ging am Ende des Jahres die Zahl der Reisenden geringfügig um ein Prozent oder 19 Millionen auf 1,835 (1,854) Milliarden Passagiere zurück.
Umsatzwachstum in allen Geschäftsfeldern
Alle Geschäftsfelder der DB AG trugen zum Umsatzplus des Konzerns bei. Die absolut größten Zuwächse wurden bei Schenker, Energie, Schienengüterverkehr, Stadtverkehr und Netz erreicht. In Deutschland kletterte der Umsatz auf 20,46 (19,86) Milliarden Euro. Differenzierter war das Bild beim operativen Ergebnis. Die absolut höchsten Zuwächse entfielen auf die Geschäftsfelder Netz, Dienstleistungen und Schenker. Erfreulich entwickelten sich zugleich der Fern- und Stadtverkehr. Während beim Schienengüterverkehr und dem Geschäftsfeld Energie vergleichsweise geringfügige Ergebnisrückgänge zu verzeichnen waren, ergab sich bei Regio ein Minus von 34,6 Prozent oder 239 Millionen Euro auf 451 Millionen Euro. Hier wirkten unter anderem negativ Rückstellungsdotierungen. Die größten positiven Sondereffekte entfielen aus dem Verkauf der Fährreederei Scandlines und des Immobilienunternehmens Aurelis.
Trassennachfrage weiter gestiegen
Ausgesprochen positiv war die Entwicklung im Geschäftsfeld Netz. Hier konnte erstmals ein positives Betriebsergebnis erreicht werden. Ursächlich war hierfür im Wesentlichen die Steigerung der Produktivität um mehr als 30 Prozent. Dabei wurden 2007 so viele Baumaßnahmen durchgeführt wie nie zuvor. Die positive Leistungsentwicklung im deutschen Schienenverkehr spiegelt sich auch in der gestiegenen Trassennachfrage wider. Die Betriebsleistung des Netzes stieg um 3,2 Prozent auf 1.049 (1.016) Millionen Trassenkilometer, wobei konzernexterne Bahnen ein Plus von 14,8 Prozent verzeichneten.
Anhaltender Zuwachs in der Logistik
Unter der Marke DB Schenker hat sich das Unternehmen mit einem einheitlichen Marktauftritt in den internationalen Märkten weiterhin als führender Logistiker positioniert. Mit einem Umsatz von 14,06 (13,23) Milliarden Euro und einem EBIT-Anstieg auf 453 (367) Millionen Euro dokumentierte die DB-Tochter Schenker ihre hervorragende Marktposition als Marktführer im deutschen und europäischen Landverkehr, als Nummer 2 in der Luftfracht und als Nummer 3 in der Seefracht weltweit sowie als weltweite Nummer 6 in der Kontraktlogistik. Im weltweiten Luftfrachtmarkt gab es ein Plus von 8,5 Prozent, im Bereich Seefracht einen Zuwachs von 14,1 Prozent.
Erstes Quartal 2008 gut angelaufen
Für das laufende Geschäftsjahr 2008 erwartet der DB-Konzern trotz einer Eintrübung am Konjunkturhimmel eine anhaltend positive Entwicklung. Mehdorn: „Das erste Quartal 2008 ist gut angelaufen.“