Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung übergab heute Ernst Baumann, Mitglied des Vorstands der BMW AG, die Auszeichnungen an die fünf Siegerprojekte der 11. Ausschreibung des BMW Group Award für Interkulturelles Lernen.
Die Zeremonie mit 300 geladenen Gästen fand erstmalig im Auditorium der BMW Welt statt und wurde mit einer Gastrede von Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, eingeleitet.
Der BMW Group Award für Interkulturelles Lernen wird von der BMW Group seit 1997 international ausgeschrieben und fördert weltweit das Engagement für Völkerverständigung und interkulturellen Dialog.
Ernst Baumann würdigte bei der Verleihung das Engagement aller Teilnehmer: „Die Preisträger und die Bewerber aus 25 Nationen sind geeint in dem Bestreben, mit innovativen Ansätzen und nachhaltigen Initiativen ihren Teil zur Völkerverständigung und zur Sicherung des sozialen Friedens beizutragen. Sie alle erschaffen mit ihren Bemühungen um gegenseitiges Verständnis ein Stück neue Heimat und ermöglichen somit Orientierung in einer neuen Lebenswelt.“ Die Überzeugung der Preisträger, Vielfalt als Bereicherung zu sehen, ist auch eine Maxime der Unternehmenskultur der BMW Group: „Als global agierendes Unternehmen“, betonte Baumann, „sind wir mit weltweit knapp 108.000 Mitarbeitern in über 150 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten. In Vielfalt geeint zu sein, ist daher für uns zentral.“
Für die Fähigkeit zur Verständigung in einer interdependenten Welt ist die Erziehung zur Mehrsprachigkeit – so unterstrich Professorin Dr. Gesine Schwan – ein wichtiger Schlüssel: „Mehrsprachigkeit als Lebensweise trainiert uns, im Unterschied das Gemeinsame zu entdecken, und in einer Vielfalt der Kulturen zu Hause zu sein. Denn Mehrsprachigkeit fördert über die Sprachkenntnisse hinaus auch das Verständnis für andere Denkweisen und Traditionen.“
Preisträger „Praxis“
Mit dem ersten Preis in der Kategorie „Praxis“ wurden der Weihbischof Monsignore Dr. Pero Sudar und sein österreichischer Projektpartner Peter Quendler ausgezeichnet. In der Unterschiedlichkeit eine Chance zu sehen, war bei der Realisierung ihres Projekts „Schulen für Europa“ in Bosnien und Herzegowina ein grundlegender Leitsatz. „Wir wollten 1994 mit der Gründung einer interethnischen und interreligiösen Schule in Sarajewo ein Zeichen des Widerstands gegen die unmenschliche Aufteilung zwischen den Menschen und Völkern setzen“, beschreibt Monsignore Sudar den Beginn der Initiative, die mittlerweile sieben Schulen mit 4.300 Kindern und Jugendlichen in sieben Städten umfasst. Den jungen orthodoxen Serben, muslimischen Bosniern und katholischen Kroaten wird in den Europa-Schulen nicht nur Wissen vermittelt, sondern vor allem der Reichtum des gemeinsamen Erbes nähergebracht.
Sich in Hamburg den Traum einer kostenlosen Weltreise erfüllen, das können Schülerinnen und Schüler, die am Projekt „Switch – in vier Tagen um die Welt“ teilnehmen. Der gemeinnützige Verein „Kulturbrücke“ wurde dafür mit dem zweiten Preis in der Kategorie „Praxis“ ausgezeichnet. Die Initiato¬rinnen Hourvash Pourkian und Petra Vaessen ermöglichen mit dieser interkulturellen Initiative, an der sich bislang 250 Familien aus 35 Nationen beteiligt haben, vor allem sozial benachteiligten Kindern eine abwechslungsreiche Feriengestaltung und „Auslandserfahrungen vor Ort“. In Gastfamilien, die die Kinder jeweils wechselseitig einen Tag besuchen, lernen sie eine bislang fremde Kultur aus nächster Nähe kennen. „So werden die Kinder zu Vertretern und Botschaftern ihrer je eigenen Kulturen sowie zu Entdeckern von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in Traditionen und Gewohnheiten“, begründete die Jury ihre Entscheidung.
Der dritte Preis in der Kategorie „Praxis“ ging an die Agenda 21 Viernheim. Unter dem Motto „Interessante Menschen treffen – voneinander lernen im interkulturellen Generationendialog“ startete sie ein kommunales Programm, das drei Generationen, vier Religionen und sieben Nationen miteinander ins Gespräch brachte. Im Klassenzimmer ihrer Hauptschule diskutierten Jugendliche an Begegnungsnachmittagen mit Migrantensenioren und einer Studentengruppe der Pädagogischen Hochschule Heidelberg über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer Kulturen, Religionen und Sprachen. Aus Sicht der beteiligten Experten aus Kommune, Schule und Universität war der intensive Austausch ein großer Erfolg: So haben sich die Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler sowie der Klassenzusammenhalt erheblich verbessert.
Preisträger Wissenschaft und Sonderpreis
Den Wissenschaftspreis in der Kategorie „Theorie“ vergab die Jury bei dieser Ausschreibung an Dr. Anna Robinson-Pant von der University of East Anglia im englischen Norwich. Im Fokus ihrer Dissertation „Cross-Cultural Perspectives on Educational Research“ standen intensive Gespräche mit Studierenden aus aller Welt, die die diversen Schwierigkeiten dieser Akademiker offenbarten: die Wahl der Sprache, in der sie Forschungsarbeiten durchführen, oder die Erfüllung unterschiedlicher Erwartungen, die die wissenschaftlichen Betreuer ihrer Heimat- und ihrer Gastuniversität an sie stellen. „Die Arbeit gibt der wissenschaftlichen Debatte einen neuen Ansatz“, stellte die Jury in ihrer Laudatio heraus.
Der erstmalig ausgelobte Sonderpreis für herausragendes persönliches Engagement wurde Dr. Gundula Gwenn Hiller verliehen. Ihre Studie „Interkulturelle Kommunikation zwischen Deutschen und Polen an der Europa-Universität Viadrina“ beschäftigte sich mit Wunsch und Wirklichkeit des transkulturellen Austauschs an einer internationalen Universität. Vor dem Hintergrund des ernüchternden Ergebnisses initiierte Dr. Hiller das Seminarangebot „InterViadrina“, an dem bislang 700 Studenten teilgenommen haben. „Ein Leuchtturmprojekt, das auch für andere Universitäten beispielhaft sein könnte“, betonte die Jury in ihrer Laudatio.
Bild: BMW