Sortiment mit viele Marken aus dem Umfeld. Schlechtes Image beim Umgang mit dem Personal.
Düsseldorf – Alle jubeln auf Komando. Seit Monaten und Jahren wird den Düsseldorfern eingeimpft, dass sie den Betonklotz am Fuße der Kö toll finden sollen. Das wahre Vergnügen ist jedoch begrenzt und grenzt besonders das Schauspielhaus aus dem Blickfeld aus. Neben den Betonrundungen liegt die Belohnung ab heute aber auch im Inneren – so wird suggeriert: In Düsseldorf eröffnet einmal mehr ein Warenhaus für Mode. Der Großmieter heißt Breuninger, ein Fashion-Held aus dem Ländle, der sich wie ein ebenfalls schwäbischer Müslihersteller aus dem Radio in die Köpfe der Konsumenten hämmern will – nur nicht ganz so direkt, lieber mit PR und edel.
Es freut die Stadtoberen, dass sich ein Kaufhaus für den Kö-Bogen gefunden hat. Denn die Umsätze füllen auch das Stadtsäckel durch ihre Gewerbesteuern. Was macht es da schon, dass in diesem Großraumgeschäft die wohl selben oder ähnliche Waren aufliegen, die in den umliegenden Flagship-Stores und Kleiderabteilungen anderer Warenhäuser ebenfalls angeboten werden. Die Label sind jedenfalls fast alle im Ein-Kilometer-Umkreis des Kö-Klotzes zu finden. Sie heißen Strellson, Gucci oder Esprit. Auch fast alle anderen bekannten und weniger bekannten Marken gehören dazu. Wer hier kauft, kauft nicht mehr gegenüber. Ob solche Verlagerungen tatsächlich mehr Geld in die Stadtkassen füllen?
Bereits einmal ist Breuninger in Düsseldorf gescheitert und mußte wieder gehen. Diesmal wird geklotzt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit einem großen Red-Carpet-Event öffnet der Laden am 16. Oktober nur wenige Meter neben P & C, das seit über einhundert Jahren zu Düsseldorf gehört und sich ebenfalls herausgeputzt hat. Es soll eine Lifestyle-Erlebniswelt werden – so die Versprechung der PR-Agentur. Zur Eröffnung wurden internationale Gäste wie Brooke Shields und die russische Irina Shayk erwartet. Das trifft sich gut, denn russische Besucher kommen immer öfter nach Düsseldorf am Rhein. Auch der New Yorker Stararchitekt Daniel Libeskind feiert im exklusiven Kreis die Eröffnung des von ihm entworfenen neuen Konsumtempels Kö-Bogen. Ebenfalls dabei beim sogenannten Grand Opening sind unter anderen Barbara Becker, Bettina Zimmermann, Katja Flint, Thomas Rath und viele weitere B- und C-Promis aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Medien.
Ursula von der Leyen dürfte wohl nicht dabei sein. Sie gehört sicher nicht zu den besten Freunden des Kaufhaus-Imperiums. Denn so wie auch schon die ebenfalls schwäbische Drogeriekette Schlecker ist auch Breuninger in der Vergangenheit durch seinen miesen Umgang mit Mitarbeitern aufgefallen.
Kritik an Breuninger, die man sicher von einer Gewerkschaft erwartet hätte kam 2011 unerwartet aus dem Familienministerium: Die Bundesministerin empörte sich im „Stern“- zurecht – über die Masche mit den „kapazitätsorientierten Arbeitszeiten“ in den Arbeitsverträgen von Breuninger-Mitarbeitern: „Das ist perfide, das geht überhaupt nicht“ hatte sie gesagt. Gemeint war, dass die Breuninger-Teilzeit-Mitarbeiterinnen auf Abruf zuhause bereit stehen mußten. Waren genug Kunden im Laden, wurden sie gerufen. Der Monatsverdienst war so gering, dass die betroffenen Breuninger-Mitarbeiterinnen nicht davon leben konnten. Und das mussten sie auch noch unterschreiben.
Auch die Gewerkschaft Verdi kritisierte 2011 das Modeunternehmen auf mehreren Ebenen wegen seines unkooperativen und sittenwidrigen Verhaltens.
Und wegen ihrer Kündigungen von Gewerkschaftsmitgliedern sowieso.
Breuninger in Düsseldorf
Und nun kommt der edle, perfide Breuninger nach Düsseldorf: „Für uns ein idealer Standort, die Breuninger Welt zu inszenieren. Mit der heutigen Eröffnungsveranstaltung präsentieren wir erstmals unser erstklassiges Sortiment und ein einmaliges Serviceangebot in eindrucksvoller Atmosphäre – vor 800 geladenen Gästen und internationaler Prominenz“, so Willy Oergel, Vorsitzender der Unternehmensleitung. Breuninger inszeniert im Kö-Bogen seine Markenwelt. Wie es den Mitarbeitern ergehen wird bleibt abzuwarten. Insgesamt schafft das Unternehmen Breuninger mit seinem Haus nach Unternehmensangaben etwa 350 neue Arbeitsplätze
Schon kurz nach der Entscheidung ein Kaufhaus in Düsseldorf zu eröffnen, begann Breuninger sich in der Landeshauptstadt zu verwurzeln. Daraus entstanden verschiedene Kooperationen. Der Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly hat zudem frei schwebende Symbole und Figuren im Atrium gestaltet, die Düsseldorf mit einem Augenzwinkern repräsentieren. Nach Düsseldorf will Breuninger auch in Köln ein Haus eröffnen.
Foto: Carstino Delmonte/ Breuninger-Boss Willy Oergel