Nach 15-jähriger Bauzeit nehmen die Niederländer am 16. Juni eine der modernsten Güterzugverbindungen Europas in Betrieb. Die Betuwe-Route verbindet den Hafen Rotterdam mit dem deutschen Emmerich und knüpft damit den größten Tiefseehafen Europas besser an das europäische Schienennetz an.
Die ausschließlich für den Güterverkehr vorgesehene Strecke ermöglicht einen Fahrtzeitgewinn von bis zu anderthalb Stunden auf der bedeutenden Achse zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet.
Mit Inbetriebnahme der Betuwe-Route will die niederländische Regierung den Anteil des Schienengüterverkehrs aus dem Hafen Rotterdam bis 2010 verdoppeln und 50 Millionen Tonnen Güter von der Straße auf die Schiene verlagern. Seit 1998 verzeichnet der Hafen ein jährliches Wachstum von rund acht Prozent mit steigender Tendenz. Über die nach einem niederländischen Landschaftsstrich genannte Güterzuglinie sollen rund 60 Prozent des gesamten deutsch-niederländischen Verkehrs abgewickelt werden. Neben den Massengütern wie Kohle, Erze, Öl und Chemieprodukte dient die Betuwe-Route vornehmlich zur Verteilung der steigenden Containermenge aus dem Hafen Rotterdam nach Deutschland und Europa.
Inklusive der Hafenlinie nach Maasvlakte hat die Betuwe-Route eine Länge von 160 Kilometern bis zum Grenzbahnhof Zevenaar. Ihre Fortsetzung auf deutscher Seite bildet die Ausbaustrecke Emmerich-Oberhausen, welche ab 2012 einen nahtlosen interoperablen Anschluss im europäischen Güterverkehrskorridor A bilden wird.
Die Betuwe-Route ist mit modernster Technik, wie dem europäisch genormten Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) und dem Wechselstromsystem 25 Kilovolt (kV) 50 Hertz (Hz) ausgestattet. „Damit wird eine der ersten reinen Güterzugverbindungen mit europäischen Standards geschaffen, um Grenzprozesse zu beseitigen und eine bessere Qualität zu bieten“, sagte Dr. Norbert Bensel, Vorstand Transport und Logistik der Deutschen Bahn AG.
Der Beginn der Harmonisierung im Schienengüterverkehr hat eine Anpassung des Fahrzeugparks der Eisenbahnen zur Folge. Railion rüstet derzeit für rund 30 Millionen Euro 26 Mehrsystemloks der Baureihe 189 und 22 Loks der Baureihe 6400 auf ETCS um. Da noch zwei Teilstrecken mit Gleichstrom1,5 kV und der niederländischen Zugsicherungstechnik ausgestattet sind, müssen die Fahrzeuge zusätzlich diese Systeme integrieren. Die Eisenbahnen sind somit einem hohen Kostenblock zur Ertüchtigung ihrer Fahrzeuge ausgesetzt.
Die Güterbahn Railion ist von der Bedeutung der Betuwe-Route überzeugt und wird diese Investitionen tätigen. „Ab 2008 werden wir den überwiegenden Teil der Verkehre auf dieser Strecke fahren, damit die produktionellen Vorteile eines durchgehenden grenzüberschreitenden Verkehrs voll ausgespielt werden können. Verbunden mit einer kürzeren Fahrtzeit erhöhen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit der Seehafenhinterlandverkehre von den Westhäfen ganz wesentlich“, sagt Dr. Klaus Kremper, Vorstandsvorsitzender der Railion Deutschland AG.