Vortrieb der oberen Querschnittsebene des Bleßbergtunnels im Thüringer Landkreis Sonneberg sind die Mineure auf einen zweiten so genannten Karst-Hohlraum gestoßen. Er liegt etwa 60 Meter vor der geplanten Durchschlagsstelle, dem südlichen Tunnelportal.
Der erste derartige Hohlraum war in unerwarteter Größe etwa 250 Meter vor der Durchschlagsstelle entdeckt worden. Die Deutsche Bahn informierte über den neuen Fund umgehend die zuständigen Fachbehörden Landesbergamt, Landesanstalt für Umwelt und Geologie sowie die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Sonneberg. Daraufhin wurde der jetzt entdeckte Hohlraum am 3. Juni von Experten in Augenschein genommen. Festgestellt wurde, dass der Hohlraum wiederum im Zuge der geologischen Formation des Unteren Muschelkalks der Fränkischen Linie fast rechtwinklig die Tunnelröhre quert. Er ist von relativ kleiner Ausdehnung und durch brüchiges, stark entfestigtes Gestein gekennzeichnet. Deshalb musste aufgrund der Standsicherheit der Hohlraum nach der Begehung sofort gesichert und wieder verschlossen werden. Da der Tunnel etappenweise in mehreren Höhenebenen aufgefahren wird, ergibt sich aber im Laufe der kommenden 14 Tage mit dem Auffahren der unteren Ebene die Gelegenheit zu weitergehenden Erkundungen. Diese Erkundungen werden, wie beim ersten Hohlraumfund, auch den Fachleuten des Thüringer Höhlenvereins ermöglicht.
Mit den so genannten Karsthöhlen war in diesem Bauabschnitt bereits während der Planungsphase gerechnet worden. Deshalb erfolgen die Vortriebsschritte mit äußerster Sorgfalt jeweils nach gründlichen Untersuchungen, z. B. mit Erkundungsbohrungen in Tunnelrichtung. Das Ziel ist sowohl der weitere Baufortschritt als auch die Erforschung und Dokumentation der Hohlräume, auch hinsichtlich eines möglichen naturschutzfachlichen Inventars. Der Tunnel wird an die gefundene Situation optimal angepasst, um die Karsthöhlen möglichst wenig zu beanspruchen. Das betrifft sowohl die Bauphase als auch das fertige Bauwerk. Jeder Schritt wird durch eine ökologische Bauüberwachung begleitet, die bei allen großen Bauvorhaben der Deutschen Bahn üblich ist.
Der 8,3 km lange Bleßbergtunnel ist Teil der 107 km langen Eisenbahn-Neubaustrecke Ebensfeld–Erfurt, die sich derzeit im Bau befindet. Sie ist Teil der Verbindung München-Berlin, für die ab 2017 eine Verringerung der Fahrzeit auf etwa vier Stunden vorgesehen ist.