Ein revolutionäres Fahrzeugkonzept für das 21. Jahrhundert werden fünf Universitäten für Ford entwickeln. Diese Wettbewerbsaufgabe hat die Ford Motor Company genau einhundert Jahre, nachdem das Model T die Welt mobilgemacht Hochschulen weltweit gestellt.
Als einzige europäische Universität ist die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen mit dem Institut für Kraftfahrwesen Aachen (ika) an diesem Wettbewerb beteiligt. 75.000 Euro hat jede der fünf Universitäten – die anderen vier befinden sich in den USA und Australien – für das Projekt als Unterstützung vorab erhalten. Ausgewählte Studenten aus unterschiedlichen Semestern sollen ein innovatives Fahrzeugkonzept entsprechend den Anforderungen zukünftiger Mobilität entwickeln. Am 1. September müssen die Wettbewerbsergebnisse bei Ford in den USA eingereicht werden und pünktlich zum 100. Geburtstag des Model T am 1. Oktober 2008 werden von der fünfköpfigen Ford Jury zwei Gewinner bekannt gegeben, die für ihre Universität jeweils ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro erhalten.
„Wir sind sehr stolz darauf, von Ford die Möglichkeit erhalten zu haben, dass wir uns als einziges europäisches Institut dieser komplexen Herausforderung stellen dürfen. Zwar wird sich die Erfolgsgeschichte des Model T aufgrund anderer gesellschaftlicher und ökonomischer Gegebenheiten nicht eins zu eins wiederholen lassen. Aber ich bin sicher, dass wir mit unserem Konzept ein neues Kapitel der Automobilgeschichte aufschlagen werden“, sagte Professor Dr. Stefan Gies, Geschäftsführer des ika.
Die fünf Universitäten haben bei dem Wettbewerb ein zuverlässiges Fahrzeug mit geringem Gewicht für mindestens zwei Personen zu entwickeln. Vor allem aber soll die Studie Lösungen für eine nachhaltige, individuelle Mobilität aufzeigen. Darüber hinaus soll das Fahrzeug eine Mindestreichweite von 200 Kilometern haben und darf nicht mehr als $ 7.000,- US Dollar kosten.
„Das Model T war ein Produkt höchster Ingenieurskunst. Wie kein anderes Fahrzeug hat es das Leben und die Arbeit von Millionen von Menschen beeinflusst. Mit diesem Wettbewerb stellt die Ford Motor Company Studenten vor die große Herausforderung, ein Fahrzeug von vergleichbarer Bedeutung – natürlich angepasst an heutige Verhältnisse und zukünftige Anforderungen – zu konzipieren,“ sagte Paul Mascarenas, Fords Vize-Präsident für die globale Produktentwicklung und Mitglied der Wettbewerbsjury.
Eine Legende wird gefeiert: 100 Jahre Tin Lizzie
In den kommenden Monaten wird es weltweit eine Reihe von Veranstaltungen und Feierlichkeiten im Zeichen der historischen Bedeutung des Model T geben. So wird die Tin Lizzie im Juli an der „Le Mans Classic“ und im Oktober an der „Raid Figuera da Foz – Lissabon“ teilnehmen sowie an einigen sogenannten „Jahrhundertfahrten“. In Deutschland begleitete das Model T Ende Mai/Anfang Juni bereits die Regionaltour der Ford Werke GmbH und war das Highlight auf der „Classic meets Barock“ Mitte Juni in Ludwigsburg.
Ungarn nimmt beim Model T eine Sonderrolle ein: der ungarische Ingenieur Joszef Galamb gilt als rechte Hand Henry Fords bei der Entwicklung des Klassikers. Daher hat Ford Ungarn mit Galambs ehemaliger Universität einen eigenen Studenten-Wettbewerb für Maschinenbau-Studenten ausgerufen, ein Model T für das 21. Jahr-hundert zu entwickeln.
Ford Model T: Daten und Fakten
– 1. Oktober 1908: Bau des ersten Model T („Tin
Lizzie/Blechliesel“)
– Das Model T war das erste kostengünstige Fahrzeug in
Massenfertigung mit standarisierten, austauschbaren
Teilen.
– Das Model T war mit einem 20 PS Vierzylinder-Motor
ausgestattet, der eine Höchstgeschwindigkeit von zirka 72
Stundenkilometern, wog 600 Kilogramm und verbrauchte 11-18
Liter pro hundert Kilometer.
– 1913 revolutionierte die Einführung des Fließbands für das
Model T die industrielle Fertigung.
– 1921 lag der Marktanteil des Model T an der weltweiten
Automobilproduktion bei 57 Prozent.
– Mehr als 15 Millionen Model T wurden bis zu seiner
feierlichen Produktionseinstellung am 26. Mai 1927
verkauft. Dieser Rekord wurde erst in den siebziger Jahren
gebrochen.
– Henry Ford bezeichnete das Model T als „Weltauto“, ein
kostengünstiges, zuverlässiges Fahrzeug, das leicht
instand gehalten werden konnte und die damalige schlechten
Straßenverhältnisse mit Bravour meisterte.
– Am 18. Dezember 1999 wurde das Model T von einer Jury
bestehend aus 133 Automobiljournalisten und -experten zum
„Auto des Jahrhunderts“ ernannt und ließ rund 700
Kandidaten hinter sich.
Bild: FORD