Der NABU konnte auch im vergangenen Jahr wieder auf eine breite Unterstützung in der Bevölkerung bauen. Über 450.000 Mitglieder und Förderer waren in erster Linie für die Gesamteinnahmen von 21,2 Millionen Euro verantwortlich. Mit 13,2 Millionen Euro hatten die Mitgliedsbeiträge daran wieder den größten Anteil.
„Wir freuen uns über das entgegengebrachte Vertrauen und die Anerkennung der Arbeit der vielen Menschen, die sich für den NABU und eine intakte Natur engagieren“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke anlässlich der Vorstellung des Jahresberichts 2007. Erfreulich sei die Steigerung bei den Einnahmen aus Spenden um gut 150.000 Euro auf rund 2,41 Millionen Euro (2006: 2,25 Millionen Euro).
Für den NABU wichtige umweltpolitische Erfolge 2007 waren der von der EU-Kommission beschlossene Importstopp für Wildvögel, die Novellierung der Verpackungsverordnung, mit der die Trittbrettfahrerei im Endverbraucherhandel beendet wurde sowie das Anbauverbot von Genmais im brandenburgischen Naturschutzgebiet „Ruhlsdorfer Bruch“. „Das aktuelle Gentechnikgesetz klammert Schutzgebiete nach wie vor völlig aus. Jeder Landwirt kann in ökologisch sensiblen Gebieten genmanipulierte Organismen anbauen. Der NABU fordert hier seit langem wirksame Abstandsregelungen“, so Tschimpke. Als einziges Bundesland habe bislang nur Brandenburg reagiert.
Erfolgreich war auch die gemeinsam mit dem Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen gestartete Aktion „Lebensraum Kirchturm“ mit dem Ziel, Kirchtürme als wichtige Lebensräume für Turmfalken, Schleiereulen und Fledermäuse zu öffnen. Bis heute wurden bundesweit über 200 Kirchen für ihr Engagement mit einer Plakette geehrt. Mit dem Bundeswildwegeplan hat der NABU erstmals ein Programm vorgelegt, um Deutschlands dichtes Verkehrsnetz für wandernde Tierarten durchlässiger zu machen. Der NABU fordert darin die Errichtung von 125 Grünbrücken und anderen Querungshilfen. Die erforderlichen rund 30 Millionen Euro pro Jahr sollen aus dem Bundesverkehrswegeplan bestritten werden.
Ernüchternd wertete der NABU die Ergebnisse der EU-Ratspräsidentschaft und des G8-Gipfels in Heiligendamm vor allem im Bereich Klimaschutz. Auch die aktuellen Beschlüsse beim Treffen der Staatschefs in Japan würden im Kampf gegen den Klimawandel nicht weiterhelfen. „Die G8-Staaten müssen sich endlich zu einer Reduzierung ihrer Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 verpflichten. Alles andere sind reine Lippenbekenntnisse“, so Tschimpke. Ebenso wie der Klimawandel bleiben viele Themen wie der alarmierende Artenschwund, der Umbau der Energieversorgung und die Neuausrichtung der globalen Agrarpolitik weiter aktuell. Die anhaltend hohen Preise für Energie und Nahrungsmittel zeigen, dass neben gesetzlichen Regelungen auch über einen Wandel im Lebensstil reicher Länder gesprochen werden muss. Tschimpke: „Die Getreidemenge für die Tankfüllung eines Mittelklassewagens mit Bioethanol könnte auch einen Menschen ein Jahr lang ernähren. Deshalb ist jeder eingesparte Liter Benzin und jede Verminderung des Fleischkonsums ein wichtiger Schritt zur Lösung der Ernährungskrise.“
Unverständlich sei die vor dem Hintergrund steigender Energiepreise wieder aufflammende Diskussion um Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken. „Längere Laufzeiten werden nicht zu sinkenden Strompreisen, sondern wie bislang zu weiter steigenden Gewinnen der Energiekonzerne führen. Atomreaktoren sind und bleiben eine träge und ineffiziente Form der Energieumwandlung. Schon jetzt kommen wir seit über einem Jahr problemlos ohne die Pannen-AKWs Brunsbüttel und Krümmel aus“, so Tschimpke. Der einzige Weg zu einer nachhaltigen Form der Energieerzeugung sei der Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Effizienz. Die Senkung des Energieverbrauchs müsse endlich in den Mittelpunkt der Klimapolitik rücken.
Mit Blick auf den nationalen Naturschutz habe die Bundesregierung mit der Verabschiedung der nationalen Biodiversitätsstrategie 2007 einen Schritt für den Erhalt von Lebensräumen für Tiere und Pflanzen getan. Um das Artensterben in Deutschland aufzuhalten, müssten nun Länder und Kommunen in die Pflicht genommen werden. Leider sei das ursprünglich ambitionierte Umweltgesetzbuch inzwischen von der Agrar- und Verkehrslobby so torpediert worden, dass es kaum noch dem eigentlichen Ziel – ein einheitliches und verbindliches Naturschutzrecht zu schaffen – diene.
Mit 7,8 Millionen Euro förderte der NABU 2007 die Arbeit der Aktiven in den rund 1500 Orts- und Kreisgruppen (2006: 7,1 Millionen Euro). Der Anteil der allgemeinen Verwaltungsausgaben konnte mit unter sechs Prozent der Gesamtausgaben von 20,2 Millionen Euro auch 2007 erfreulich klein gehalten werden.
Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe vergrößerte im vergangenen Jahr ihren Flächenbesitz um 428 Hektar auf 5.965 Hektar. Das Vermögen der Stiftung betrug am Jahresende 2,3 Millionen Euro (Vorjahr: 1,8 Millionen Euro).