Übermüdung ist eine der häufigsten Unfallursachen bei Urlaubsfahrten: Mercedes-Benz bringt Müdigkeitserkennung ab Frühjahr 2009 in Serie
Unfallforscher von Mercedes-Benz warnen vor dem gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer. Lange Urlaubsfahrten ohne Zwischenstopps bergen nach Ansicht der Fachleute ein hohes Risiko der Übermüdung, die Autofahrer oft nicht früh genug bemerken.
Deshalb entwickelt Mercedes-Benz das neuartige Assistenzsystem Attention Assist. Es kann die Ermüdung des Autofahrers schon im Ansatz erkennen und fordert ihn auf, rechtzeitig Pause zu machen. Das System wird im Frühjahr 2009 in Serie gehen.
Wissenschaftliche Studien gehen davon aus, dass auf Autobahnen rund 25 Prozent aller schweren Verkehrsunfälle auf übermüdete Autofahrer zurückzuführen sind. Demgemäß hat diese Unfallursache eine größere Bedeutung als Alkohol am Steuer.
Bei Langstreckenfahrten in der Dunkelheit oder unter gleichbleibenden Bedingungen und langen Geradeausfahrten ist das Risiko des Sekundenschlafs am größten, weil dadurch die Aufmerksamkeit des Fahrers nachlässt und die Monotonie die Gefahr des Einschlafens zusätzlich steigert. Untersuchungen zeigen, dass sich die Reaktionszeit von Autofahrern schon nach vier Stunden Nonstop-Fahrt um 50 Prozent verlängern kann. Das Unfallrisiko verdoppelt sich nach einer solchen Fahrzeit und nach sechs Stunden steigt es sogar um mehr als das Achtfache an.
Mit dem neu entwickelten Attention Assist setzt Mercedes-Benz sein praxis-orientiertes Engagement zur Unfallvermeidung fort, das zum Beispiel mit dem Elektronischen Stabilitäts-Programm (ESP®) und dem Bremsassistenten zu einer nachgewiesenen Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt.
Der Attention Assist beobachtet das Fahrverhalten des Autolenkers und erstellt auf diese Weise ein individuelles Fahrerprofil, das ständig mit aktuellen Sensordaten verglichen wird. Diese permanente Beobachtung ist wichtig, um den gleitenden Übergang des Fahrers vom Wachzustand zur Ermüdung zu erkennen und den Autofahrer rechtzeitig warnen zu können.
Lenkverhalten als wichtigster Indikator für Übermüdung
Neben der Geschwindigkeit, der Längs- und Querbeschleunigung erfasst das Mercedes-System zum Beispiel auch Lenkradbewegungen, Blinker- und Pedal-betätigungen sowie bestimmte Bedienhandlungen und äußere Einflüsse wie Seitenwind oder Fahrbahnunebenheiten. Als besonders aussagekräftig hat sich die Beobachtung des Lenkverhaltens erwiesen. Denn ein übermüdeter Autofahrer hat Mühe, die Spur präzise einzuhalten. Er macht kleinere Lenkfehler, die oft schnell und in charakteristischer Weise korrigiert werden. Intensive Tests der Mercedes-Ingenieure mit über 550 Autofahrerinnen und Autofahrern zeigen, dass dieser Effekt bereits in einer frühen Phase der beginnenden Müdigkeit auftritt – in der Regel oft vor dem gefährlichen Sekundenschlaf.
Das Kernstück des Mercedes-Systems ist ein hochempfindlicher Sensor, der eine sehr genaue Beobachtung der Lenkbewegungen und der Lenkgeschwindigkeit ermöglicht.
Auf Basis dieser Daten ermittelt der Attention Assist während der ersten Minuten jeder Fahrt ein individuelles Verhaltensmuster, das in dem elektro-nischen Steuergerät des Fahrzeugs ständig mit dem aktuellen Lenkverhalten und der jeweiligen Fahrsituation verglichen wird. So kann das System typische Indikatoren für Übermüdung erkennen und den Autofahrer warnen. Dies geschieht durch ein akustisches Warnsignal und eine Displayanzeige im Kombi-Instrument, die dem Fahrer den unmissverständlichen Rat gibt: „Attention Assist. Pause!“
Bild: Daimler