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Airberlin erzielt Nettogewinn in 2012 – auf dem Rücken der Kunden?

20 Mrz 2013 [12:11h]    

Airberlin erzielt Nettogewinn in 2012 – auf dem Rücken der Kunden?

Airberlin erzielt Nettogewinn in 2012 – auf dem Rücken der Kunden?





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Nettogewinn von 6,8 Millionen Euro. Entschädigungen an Passagiere werden erst nach aufwändigen Gerichtsverfahren gezahlt. Zahl der Kundenklagen in vier Jahren verzehntfacht. Weniger Kunden fliegen mit Airberlin.

Berlin – Die Fluglinie Airberlin hat einen Nettogewinn von 6,8 Millionen Euro für das vergangene Jahr bekannt gegeben. Für viele Passagiere ist das nicht erstaunlich, denn Air Berlin gehört zu den Airlines, die bei Entschädigungen für Gepäckverluste und -beschädigungen sowie bei anderen Erstattungszahlungen immer wieder negativ auffallen. Vielen Kunden werden ihre rechtmäßigen Entschädigungen nicht freiwillig ausgezahlt. Stattdessen lässt Airberlin es oftmals darauf ankommen und zahlt erst nach einem aufwändigen Gerichtsverfahren, das der Kunde einleiten muss, um seine Ansprüche durchzusetzen. Dies berichtetete das Verbrauchermagazin „Markt“ des WDR im März 2013 nach eigenen Recherchen.

Dabei wird nicht selten auf Kundenreklamationen und -Forderungen nur schleppend reagiert und selbst eindeutige Forderungen werden erst nach einer langwierigen Klage und Gerichtsurteil bezahlt. Laut „Markt“ vom 4. März 2013 haben sich in den letzten vier Jahren die Klagen gegen Airberlin verzehnfacht. Zur Bearbeitung und Abwehr von Kundenansprüchen hat Airberlin ein hauseigenes System entwickelt, wie von Insiderkreisen zu erfahren war.

 

Vor dem Hintergrund vieler unzufriedener Kunden dürfen die Bilanzzahlen der Airberlin gemäß der heutigen Pressemitteilung deshalb nicht erstaunen. Neben positiven Aspekten für das Unternehmen steht jedenfalls fest: Weniger Passagiere sind 2012 mit Airberlin geflogen:

– Konzernumsatz von 4,31 Milliarden Euro
– Erste Turbine-Maßnahmen (Sparprogramm) gestartet – 400 Millionen Euro bis Ende 2014
– 180 Stellen seit Beginn des Jahres bis Ende März 2013 bereits abgebaut
– Drehkreuze Berlin und Düsseldorf ab kommenden Sommer durch zusätzliche Frequenzen und neue Destinationen gestärkt
– Umsatzwachstum mit weniger Strecken und höherer Frequenzdichte: Strecken verringern sich von 523 im Sommer 2012 auf 438 im Sommer 2013
– Flottenreduzierung um zwölf weitere Flugzeuge auf 143 Flugzeuge bis Ende 2013
– Ziel für 2013 ist operative Profitabilität, schwarze Null auf EBIT-Ebene

Airberlin hat in den ersten Monaten des Jahres mit einer Vielzahl von Maßnahmen die Umsetzung des Turnaround-Programms „Turbine“ gestartet. CEO Wolfgang Prock-Schauer sagte dazu auf der heutigen Bilanz-Pressekonferenz: „Mit Turbine stellen wir airberlin marktgerecht auf, wir werden schlanker, schneller und stärken gleichzeitig stetig unseren Service und unser Angebot. In den ersten Monaten dieses Jahres haben wir eine Reihe von Maßnahmen bereits initiiert. Derartige Programme haben natürlich eine Anlaufphase und Anlaufkosten. Unsere volle Flughöhe werden wir bis Ende 2014 erreichen.“ Die Details zur angesprochenen Stärkung des Service und Angebots wurden jedoch nicht erklärt. Es bleibt also abzuwarten, ob die vielen Beschwerden von Gästen nachlassen werden, was faktisch in Puncto „Service“ und „Kundenzufriedenheit“ die Kunden zu Testkaninchen macht.

Mit dem auf zwei Jahre ausgelegten Programm wird das unternehmen die Präsenz in den Kernmärkten weiter ausbauen und strukturelle Veränderungen vornehmen mit dem Ziel, das Unternehmen nachhaltig zukunftsfähig zu machen. Dafür wird die Firma ihr integriertes Geschäftsmodell, mit dem die Gesellschaft touristische und Geschäftskunden bedient, weiter vorantreiben. Bis Ende 2014 sind im Rahmen des Sparprogramms „Turbine“ Initiativen in der Größenordnung von 400 Millionen Euro enthalten, um eine dauerhaft wettbewerbsfähige Ergebnissituation zu erreichen.

„Turbine“ mit vielen Maßnahmen gestartet

Das Spar-Programm umfasst alle Unternehmensbereiche, besonders Netzwerk und Flotte, Vertrieb, Produkt und Service sowie Operations. Erste Maßnahmen sind in dem diesjährigen Sommerflugplan bereits umgesetzt. Mit dem optimierten Angebot stärkt das Unternehmen seine Präsenz in Europa und baut die Langstreckenverbindungen nach Nordamerika weiter aus. Bei der Netzwerkoptimierung wird dem Grundprinzip gefolgt, sich auf wirtschaftlich aussichtsreiche Strecken mit höheren Frequenzen zu fokussieren. Ziel ist ein robustes Netzwerk, das saisonalen Schwankungen weniger unterliegt und einen produktiveren Einsatz von Mitarbeitern und Flugzeugen ermöglicht.

So stärkt die Airline die Langstreckendrehkreuze Berlin und Düsseldorf mit zusätzlichen Langstreckenfrequenzen und verbesserten Umsteigeverbindungen. Diese steigen im Vergleich zum Sommer 2012 ab Berlin von rund 7.600 auf rund 11.000, ab Düsseldorf von rund 3.000 auf 4.050. An beiden Flughäfen wird die Anzahl wöchentlicher Frequenzen um zusammen 61 zusätzliche Verbindungen im Vergleich zum Vorjahr steigen. Im Gegenzug wurde eine Reihe unrentabler, nicht strategischer Strecken gestrichen, so dass die Anzahl der bedienten Strecken im Jahresvergleich von 523 auf 438 zurückgeht. Mit dem optimierten Flugplan reduziert sich die Flotte von 155 Flugzeugen Ende des Jahres 2012 auf 143 Flugzeuge zum Ende des Jahres 2013.

Netzwerk- und Stations-Optimierung sollen zu einer höheren Crew-Produktivität führen. Umfangreiche Flugzeugwartungen (Base Maintenance) werden zukünftig nur noch in München durchgeführt.

Im Zuge der Neustrukturierung des Unternehmens sind Kostenreduzierungen im Bereich Personal durch Stellenabbau und Effizienzsteigerungen notwendig. Von Jahresbeginn bis Ende März 2013 werden bereits 180 Stellen abgebaut sein.

Das Ergebnis 2012: Mehr Geld für Airberlin aber 5,5 Prozent weniger Kunden

Das Geschäftsjahr 2012 hat das Unternehmen mit schwarzen Zahlen abgeschlossen. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt mit 70,2 Millionen Euro deutlich über dem Ergebnis des Vorjahres. Mit dem Nettoergebnis von 6,8 Millionen Euro ist das Unternehmen nach einem Verlust in Höhe von berichtet 271,8 Millionen Euro (angepasst nach Restatement: -420,4 Millionen Euro) im Geschäftsjahr 2011 wieder profitabel geworden.

Den Konzernumsatz konnte leicht auf 4,31 Milliarden Euro erhöhen (Vorjahr 4,23 Milliarden Euro). Während sich die Zahl der Fluggäste um 5,5 Prozent auf 33,3 Millionen (Vorjahr 35,3 Millionen) verringerte, ging damit eine Steigerung der Auslastung um 1,6 Prozentpunkte auf 79,80 Prozent (Vorjahr 78,21 Prozent) einher. Dies wurde durch eine weitere Reduktion der Flotte um 15 auf 155 Flugzeuge und Verbesserungen im Flugplan erreicht. Der Yield (Umsatz pro Passagier) verbesserte sich um 7,7 Prozent auf 120,05 Euro (Vorjahr: 111,43 Euro).

Zur Verbesserung des operativen Ergebnisses haben neben der Ausgliederung des Vielfliegerprogramms das Effizienzsteigerungsprogramm „Shape & Size“ und die steigenden Synergieeffekte aus der strategischen Partnerschaft mit Etihad Airways beigetragen. „Shape & Size“ hat dazu einen Beitrag in Höhe von 250 Millionen Euro geliefert.

„Mit dem Ergebnis des letzten Geschäftsjahres und der erfolgreichen Platzierung der Wandelanleihe ist es uns gelungen, die Finanzbasis des Unternehmens weiter zu stabilisieren. Die guten Konditionen, die schnelle Platzierung und Überzeichnung der Anleihe zeigen das Vertrauen des Marktes in unser Unternehmen“, sagte airberlin Chief Financial Officer Ulf Hüttmeyer. Für das Jahr 2013 lautet das Ziel, auf EBIT-Ebene die schwarze Null und damit operative Profitabilität zu erreichen.

Die Anfang 2012 gestartete strategische Partnerschaft mit Etihad Airways zeigt nach nicht einmal zwölf Monaten ebenfalls positive Effekte. Durch gemeinsame Codeshare-Routen gelang es beiden Fluggesellschaften bis Ende 2012 eine gemeinsame Umsatzsteigerung von 100 Millionen Euro zu erzielen. Airberlin und Etihad Airways haben gemeinsam bereits fast 100 Vereinbarungen mit Unternehmen und Vertriebspartnern geschlossen, um den Umsatz weiter zu steigern und auch die Vertriebskosten durch die Nutzung von Synergieeffekten zu reduzieren. Durch den Ausbau gemeinsamer Codeshare-Routen mit weiteren Etihad Airways Partnern wird die Airline zukünftig mehr Destinationen anbieten und den durch Codeshares erzielten Umsatz weiter steigern. Die strategische Partnerschaft führt auch zunehmend zu einer Kostensenkung für beide Fluggesellschaften. So nutzen beide Airlines in den Bereichen Einkauf, Wartung, Ausbildung und Produktharmonisierung ihre Synergiepotenziale immer stärker und werden diese in den kommenden Jahren vollständig ausschöpfen.

Foto: Edgar Delmont






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